Wenn der Wecker morgens unverschämt früh klingelt,
ich das Haus in der Dämmerung verlasse,
wenn meine Schüler sich wieder über Hausaufgaben beklagen,
oder mir erklären, warum genau sie nun keinen Zirkel dabei haben,
dann sind die Ferien vorbei.
Und mit den Ferien auch die Zeit, in der ich mich um den Blog herum mogeln konnte.
Es ist schon spannend, dass es so viel mehr Überwindung braucht, den Blog zu schreiben, als in der Küche zu stehen. Obwohl das Schreiben einiges weniger aufwendig, anstrengend, mühsam und frustrierend ist, als es die Arbeit in der Küche sein kann. Aber unser Projekt ist ja schliesslich auch eindeutig mehr Koch- als Schreibprojekt.
Nun - liebe Leserinnen und Leser, liebe Bewunderinnen und Bewunderer, liebe Freunde, Verwandte, Bekannte, liebe Annemarie - hier bin ich also wieder.
Und um mit dem Schuljahr und dem Schreiben gleichzeitig wieder in Schwung zu kommen, hatte ich die durchaus kreative Idee, die letzten 7 Rezepte zu benoten um sie dann sortiert nach Leistung zu präsentieren. Zur Erinnerung: 6 ist die beste, 1 ist die schlechteste Note, eine 4 ist ein genügender Wert. (Worüber man sich sehr lange unterhalten könnte - macht es Sinn im ungenügenden Bereich mehr Ausdrucksmöglichkeiten zu haben, als im Genügenden? Differenzierter ausdrücken zu können, wie schlecht etwas ist, als wie gut? (Das aber nur am Rande, damit ihr nicht alle meint, ich sei ein Steinzeit-Noten-Verfecht-Lehrer, der sich nicht kritisch hinterfragen kann.))
Chrm chrm. Gut. Seid ihr bereit?
Die Ungenügenden (aus Oben erwähnten Gründen verzichte ich auf eine weitere Skalierung)
16. August - Gefüllte Tomaten mit Oliven-Tapenade und Mozzarella
Für dieses liebenswerte Gericht mit Mozzarella die Bufala und pürierten Oliven steht man wieder einmal unangemessen lange in der Küche. Die Tomaten werden geschält, die Oliven püriert, alles wird flachgedrückt und gefüllt und schliesslich mit Rucola und Balsamicoessig beträufelt. Und nicht nur die aufwendige Zubereitung ist suboptimal. Selten habe ich vom aufregenden Geschmack der Büffelmozzarella so wenig mitbekommen (weil eigentlich alles nur nach Oliven und Balsamico Essig schmeckte). Dieses Rezept hat definitiv nicht bestanden.
13. August - Limettencrêpes mit Heidelbeeren
Dieses Gericht schmeckt einfach nur sauer. Und zwar alles daran. Von den kaum gesüssten Heidelbeeren, über die eher faden Crêpe. Der leicht säuerliche Rahm (habt ihr gewusst, dass sich Rahm verdickt, wenn man Limettensaft dazu gibt?) hätte in einem anderen Kontext sicher gut geschmeckt, so zementiert er aber unsere leider schon geformte Meinung: Dies ist kein Dessert! Ich verstehe es schon nicht so ganz, liebe Annemarie. Schmeisst du doch sonst mit Doppelrahm, Käse, Rahm, Öl und Butter nur so um dich, (zum Glück) ohne auch nur einen Gedanken an Kalorien zu verschwenden, so wirst du ausgerechnet beim Dessert mit dem Zucker sparsam. Magst du selbst keine Süssigkeiten? Ist es ein Kindheitstrauma? Oder schaffst du ganz einfach ein Pendant zum Doppelrahm?
Die Genügenden - 4
12. August - Schweinsfiletröllchen am Spiess
An diesem Rezept lässt sich eigentlich nichts aussetzten. Die Filetröllchen mit dem Rohschinken und der Zitrone passen mit der Sauce gut zu einem Risotto. Warum es trotzdem bloss eine 4 gibt? Die Zutaten sind alle von guter Qualität und relativ teuer - und dafür ist das Gericht dann doch viel zu gewöhnlich - viel zu wenig spektakulär.
18. August - Knoblauch-Koteletts in Rosmarin Rahm
Dicke Schweinskoteletts in Rahm mit viel Knoblauch und Rosmarin gebraten - auch dieses Rezept war ganz in Ordnung. Nicht überzeugt haben uns die glitschigen Saucenzwiebeln, die da in der Sauce ihr Unwesen treiben, nicht wirklich stören, aber auch nicht wirklich gut schmecken - kein Rezept, das wir wiederholen würden.
19. August - Brombeergratin
Eigentlich habe ich an den zerbröselten Biskuits, die mit Brombeeren bedeckt und einem Guss überbacken werden Gefallen gefunden. Der Guss (mit Puderzucker und Crème Fraîche schmeckt vorzüglich und auch an zerbröseltem Shortbread kann ich natürlich nichts aussetzten. Meine Muskeln haben sich eifach bei jedem Biss auf eine Brombeere gewaltig zusammengezogen. Das ist Geschmacksache? Brombeeren müssen so schmecken? Haha, zum Glück bin ich die Lehrerin und deswegen… allmächtig. Wahahahahahahahahahahaha. (Now THAT'S an evil laugh.)
Die Guten - 5
20. August - Marinierte Pouletschenkel mit Zitrone, Zwiebel und Oliven
Dieses Rezept war eine richtige Überraschung. Die Marinade schien so absolut nichts-sagend - ein bisschen Öl, etwas Essig, ein paar Zitronen, Zwiebeln und Oliven - aber im Backofen verwandelten sich meine bleichen, traurigen Pouletschenkel in eine leichtbebräunte, saftige Delikatesse. Und schmeckten einfach wunderbar. Ausser der Backzeit von einer Stunde übrigens herrlich unkompliziert!
Die Perfekten - 6
17. August - Pflaumenkuchen
Liebe Annemarie, nach dem Glace im Strudelteig ist dieser Kuchen die zweite Nachspeise, die in diesem Buch deine Dessert-Ehre rettet. Dieser (trotz den Pflaumen) wunderbar süsse Kuchen lässt sich gut halten und macht so auch noch zwei Tage nach dem Backen Freude. Ausserdem macht er optisch etwas her und eignet sich so auch zum Mitbringen. Einziges Hindernis bei der Zubereitung ist der selbstgemachte Mürbeteig - ein Teig der bestimmt schon Köche in den Wahnsinn getrieben hat - dieses Risiko aber geschmacklich einfach zu 100 Prozent wert ist. So macht Backen Spass!
134 to go.
N.