Dienstag, 22. Juli 2014

Tag 201 - Küchenpause

Mit einem Dreigänger schliessen wir 7 Monate Kochen ab. 
Mit drei Rezepten beginnen wir eine 14-tägige Pause, in welcher unsere Küche (und unser Blog) schweigen werden. Unsere Wohnung wird Freunde und Familie beherbergen, aber der Kühlschrank wird wohl leer bleiben, die Küchenplatten kalt und Annemarie's Kochbuch geschlossen. 

Es ist Zeit für Ferien. 
Für griechische Restaurants.
Für Picknicke am Strand.

Aber vor es so weit sein wird, dürfen wir noch präsentieren:

Die Vorspeise: Melonen-Clafoutis mit Parmaschinken




Auch wenn mein italienisches Herz beim Anblick des geschnittenen Parmaschinkens, in einer Bratpfanne vermischt mit Melone etwas blutete, muss ich wirklich zugeben, dass dieses Rezept hervorragend geschmeckt hat. Mit seinem Ei-Guss erinnert es etwas an die Quiche der letzten Ferien in Frankreich, der Rohschinken sorgt für die nötige Würze und die Melone verleiht dem Gericht Frische und Leichtigkeit. Ein gelungenes Entrée. (Und für alle, denen die Frage noch unter den Nägeln brennt: Ein Clafoutis ist "eine französische Nachspeise, die eine Art "Mittelding" zwischen Auflauf und Kuchen darstellt", sagt Wikipedia. Aha.)

Der Hauptgang: Marinierte Zucchetti mit Koriandersauce




Unser Hauptgang entpuppt sich als äussert würzig. Gefühlte tausend Gewürze (die wir nun - voller Stolz - alle besitzen, ohne etwas extra kaufen zu müssen) ergeben mit Olivenöl und Koriander eine Marinade, die zwar fein, aber so dominant ist, dass man geschmacklich nicht mehr unterscheiden könnte, ob man die Marinade nun auf einer Zucchetti oder einem Blumenkohl isst. Schmecken tut's trotzdem, besonders mit der pikanten Joghurtsauce. 

Die Nachspeise: Erdbeertraum



Oh Annemarie, oh Annemarie. Habe ich jemals gewagt, zu behaupten, du würdest von Nachspeisen nichts verstehen? Ich nehme alles zurück. Sogar den Schokoladen-Vorwurf. Denn dieses Dessert - mit Banane, Erdbeeren, Rahm und Meringues - hält genau das, was sein Name verspricht - und ist einfach ein Traum.

Und mit diesen Worten verabschieden wir uns für den Moment,
hasta la vista, amigos,
schwingt die Kochlöffel,
wetzt die Rüstmesser, 
klappert mit den Töpfen!

Wir kommen wieder!
159 to go.
N.

Tag 201 - Auf Bergwanderung

Das letzte Wochenende verbrachten wir hauptsächlich in den Bergen. Wir wanderten und übernachteten in einer kleinen Berghütte, die nur einen kleinen Kocher hatte. D.h. keine Annemarie. Natürlich. Sondern einfacher Risotto und Pasta. Doch natürlich haben wir zuvor noch drei Rezepte abgehakt:

1) Gefüllter Mozzarella mit Ruccola


Der sanfte Aufstieg: Mit Ruccola gefüllt und mit Parmaschinken umwickelt - so gelingt unsere kulinarische Wanderung. 

2) Pouletschnecken am Spiess

 

Der Gipfel: Mit den wirklich würzig-süsslich marinierten Pouletspiessen erreichen wir den höchsten Punkt dieses Essens. Auch wenn die ganze Küche wegen des Honigs klebt…die Spiesse sind ungewöhnlich und gut.

3) Gefüllte Tomaten mit Käse-Gemüse-Joghurt



Der Abstieg: Wie auch beim Wandern der Abstieg, ist unser Rezept aufwendig und anstrengend. Tomaten müssen ausgehöhlt, Eier und Käse geschnippelt, mit Rahm und Quark und Kräutern gemischt und die Tomaten wieder gefüllt werden. Optisch vermögen die Tomaten zwar zu überzeugen. Aber geschmacklich dafür nicht unbedingt.

161 to go.
A.

Sonntag, 20. Juli 2014

Tag 197 (Freitag) - Auf der Überhohlspur

Mit Vollgas bewegen wir uns auf unsere zweiwöchigen Ferien zu - und somit auch auf unsere zweiwöchige Kochpause. Freude herrscht!
Doch die Zeit bis dahin ist beherrscht von Stress. Alles, was noch zu erledigen ist. Alles, was noch zu kochen ist. Und der Blog bleibt da einfach auf der Strecke. Doch bevor wir dann tatsächlich in die himmlische Ruhe entfliehen, wollen wir doch noch nachtragen, was es in der letzten Woche auf unsere Teller geschafft hat (Sage und Schreibe 11 Rezepte):

1) Der verlorene Sohn: Marinierter kalter Kalbsbraten

 
Lange haben wir ihn ausgelassen und aufgespart. Bis wir dann auf ihn zurückgekommen sind.
Unspektakulär. Und die Sardellen unaushaltbar.

2) Die Königin aller Rezepte: Glace im Strudelteig mit Erdbeeren



Ohne zu übertreiben. Eines der allerbesten Desserts, das ich je gegessen habe! Das kalte Vanilleeis in der knusprig frittierten Strudelteighülle auf saftigen Erdbeeren. Da nimmt man den wochenanhaltenden Geschmack von Erdnussöl und die von Fettspritzern übersäte Küche liebend gern in Kauf.

3) Die Unscheinbaren: Mistkratzerli mit Zucchetti


Dem Poulet etwas zu nahe kommend, weil die Salbeiblätter unter die Haut geschoben werden müssen, bleiben die Mistkratzerli und die Zucchetti eher unbemerkt. 

4) Die Überraschende und der Ungewollte: Thonpastete mit Kräutersauce und Barbecue-Shrimps


Shrimps sind nicht unser Ding. Immer noch nicht, Annemarie. Und trotzdem kann ich mich bald als perfekte Darmentfernungsfachfrau betiteln lassen. Die Thonpastete dagegen überrascht uns erstens durch ihre Zubereitungsart (eingewickelt in Folie und einem nassen Küchentuch bei 180° für eine Stunde in den Ofen) und zweitens durch den Geschmack (also durch ihr uns schmecken). 

5) Die Sauren: Pfirsiche an Orangensauce mit Himbeeren

Saure Pfirsiche. Saure Orangen. Saure Himbeeren. Nur das Vanilleeis schmeckt süss. Keine Süss- sondern eine Sauerspeise.

6) Der Knüller: Lammrack mit gerösteten Oregano-Tomaten



Lassen wir das Fleisch für einmal bei Seite. Denn der wahre Knüller dieses Rezepts sind die Tomaten (die auch besser gut werden sollten - bei ihrer Arbeitsintensität (Tomaten schälen, würzen und eeewiig backen)). Sie lassen Träume wahr werden…

7) Der Geduldete: Peperonigratin




















Mit Käse überbacken schmeckt beinahe alles. 

8) Der Normale: Mein liebster Pastssalat

Nicht unser liebster Pastasalat.

9) Die Flüssige: Beerenschaumtorte





















Optisch ein Hingucker. Geschmacklich sosolala. Aaaber: viel zu flüssig. 

10) Die Gewöhnlichen: Sommerfrüchte mit Wassermelonenjus



Kommentar unserer Nachbarin: Das ist doch kein Rezept! Das ist doch nur Fruchtsalat! Und wir sind einer Meinung.

So. 11 Rezepte weniger. Und nur noch 5 Rezepte trennen uns von unsere wohlverdienten Ferien.

164 to go.
A.















Freitag, 11. Juli 2014

Tag 190 - Merkwürdige Prioritäten

Mittlerweile hat Annemaries Kochbuch seinen festen Platz auf unserem Küchenregal. Tag für Tag liegt es da, meistens bereits aufgeschlagen, und strahlt uns mit seinen vielen farbigen und informativen Seiten fröhlich entgegen. Wir haben uns so an seine Präsenz gewöhnt, dass uns manchmal gar nicht mehr auffällt, welch ausserordentliche Arbeit Annemarie und ihrem Team mit diesem Kochbuch gelungen ist. Es sind nicht nur saisonale Rezepte (danke übrigens, dass im Moment die Peperoni wächst und blüht und gedeiht), sondern auch traumhafte Bilder (wir werden den leisen Verdacht zwar manchmal nicht los, dass da zum Teil mit Lebensmittelfarbe und/oder Photoshop nachgeholfen wurde (das aber hauptsächlich dann, wenn wir, frustriert Ergebnisse vergleichen)) und nützliche Tipps aus langjähriger Küchenerfahrung.

Manchmal staunen wir dann aber doch über Annemaries Prioritäten.
So erklärt sie uns zum Beispiel ausführlich, wie man für das Warme Baguette-Sandwich mit Schweinefilet zuerst den Stielansatz der Tomate entfernen soll, bevor man diese in Scheiben schneidet. Weiter geht sie über die Grösse der Baquettestücke und deren Belegung ins Detail. Zuerst das Brot dritteln (vorausgesetzt natürlich, man verwendet ein normales Baquettebrot, Minibaquettes müssen nur halbiert werden) und anschliessend waagrecht halbieren. Dann belegen (Aber nur die eine Hälfte bitte). Zuerst mit Tatarsauce, dann mit Salatblättern, Schweinsfilet, Ei, Tomaten und Artischockenherzen. Anschliessend (und hier blieb uns vor Überraschung regelrecht die Spucke weg) soll man das Sandwich mit der zweiten Brothälfte belegen. 

Aha.


Das nenne ich mal eine saubere Erklärung für jemanden, der noch nie ein Sandwich gemacht hat.
(Aber hey, wenigstens kann bei dieser Genauigkeit nichts schiefgehen. Und das Gericht schmeckt absolut vorzüglich!)

So behütend uns Annemarie auf unserem Weg zum perfekten Sandwich begleitet, so sehr lässt sie uns bei andern Herausforderungen im Regen stehen. Einen Fisch mit Gräten, Kopf und Flossen auseinandernehmen? Kein Problem! Da steht: "Den Fisch tranchieren."
Ein Poulet in seine Einzelteile zerlegen? Nichts leicher als das! "Zum Servieren die Poulets tranchieren."

Nun gut, wir schlagen, säbeln, kämpfen und essen uns durch.

Auch wenn uns unser Projekt und Annemarie manchmal auf merkwürdige Wege führen. 
So kamen wir gestern in den einmaligen (und dieses Wort möchte ich doch sehr betonen) Genuss einer Melonen-Aprikosen-Kaltschale. Annemarie, was bitte schön ist denn das?
Eine kalte, süsse Suppe , die nach Wein schmeckt? Zum Dessert? Ich glaube das muss ich gar nicht weiter ausführen. Das kann nicht funktionieren. Kalt. Suppe. Süss. Wein. Dessert. Früchte. Nein. Nix. Gut.


Davon lassen wir uns aber nicht einschüchtern und stehen, während ich diese Zeilen schreibe, schon wieder brutzelnd und backend in der Küche - Vive la cuisine! 

173 to go.
N.

Donnerstag, 10. Juli 2014

Tag 189 - Es waren einmal...

…in einem fernen Königreich zwei Küchenmägde, die wurde von einer Zauberin dazu verhext, jeden Tag die sonderlichsten Speisen zuzubereiten. Ihrem Fluch Gehorsam leistend, kochten sie von morgens bis abends: 

Sie siedeten und filetierten.
Sie kneteten und flambierten.
Sie mahlten und stürzten.
Sie würfelten und würzten. 
Sie streuten und gelierten.
Sie dünsteten und karamellisierten.
Sie rührten und hackten. 
Sie schnippelten und backten. 
Sie mischten und marinierten.
Sie verquirlten und gratinierten.
Die eine rüstet, die andre brät. 
Von morgens bis abends,
Von früh bis spät. 


Und wenn sie nicht gestorben sind, so kochen sie noch heute. 


Gebackener junger Knoblauch

Artischocken mit drei Saucen


175 to go. 
A.












Dienstag, 8. Juli 2014

Tag 187 - Ein Essen wie ein Flüstern

You see. 
All I need's a whisper 
In a world, that only shouts. 

Passenger - Whispers



Während ich die neue, einfach unglaublich wundervolle CD von Passenger höre und draussen die Regentropfen auf die Strasse fallen, erinnere ich mich an den gestrigen Abend: Wie N. und ich in unsere Küche den Pouletsalat mit Avocado vorbereiteten. Wie das frische Grün der Kresse neben den tranchierten Pouletscheiben und der Avocado-Peperonisauce richtig sommerlich aussah. Und wie es so schnell ging, dass wir gleich noch einen Humus dazu gezaubert haben. Und wie es dann auch wirklich sehr sehr gut geschmeckt hat. Einfach, aber perfekt. Manchmal braucht es wirklich nur ein Flüstern...



177 to go.
A.




Montag, 7. Juli 2014

Tag 186 - Fische und andere Herausvorderungen

Ein sonniger Sonntag vor uns, 
bereitet N. am Samstag Abend die gefüllte Lammhuft mit würziger Joghurtsauce vor, 



während ich, voller Tatendrang für die anstehende Goldbrasse im Chilisalz mit Paprikaöl für den Sonntag, die 750 g Meersalz portionenweise mit den sechs Chilischoten im Mörser zerkleinere. Das dauert etwa so lange, wie die Lammhuft. Das rhythmische Hämmern des Mörsers hat eine einschläfernde Wirkung auf Geist und Körper (d.h. mich und meinen Arm), doch zum Schluss sieht das knallrote Salz sehr schön aus. 
Nach einem tollen Sonntag mit Geburtstagsbrunch und Kubb im Innenhof, Baden am See, Roger Federer, der leider Wimbledon verliert und dem Anfang eines 5000 Teile Puzzles, und nach einer Stärkung durch die Vorspeise Zucchettiröllchen mit Quark (an deren Zubereitung ich nicht beteiligt war, wegen des Puzzles, die aber grossartig geschmeckt haben) wagen wir uns an die Zubereitung unserer zwei Fische (Doraden, die wirklich wunderschön sind). In völliger Demut waschen wir je einen Fisch. Was für ein grossartiges Gefühl, einen ganzen Fisch in den Händen zu halten! Faszinierend. Auf jeden Fall einer meiner Lieblingsmomente dieses Kochprojekts. 
Unsere Fische werden nun von meinem Chilisalz zugedeckt und kommen in den Ofen. Nebenbei bereiten wir die gefüllten Peperoni und Tomaten vor (gefüllt mit Reis - oder was Annemarie auch Pilaw nennt, glaube ich zumindest). Nur das Fisch filetieren überlassen wir unseren zwei Gästen, die etwas mehr Erfahrung darin haben, als wir (null Erfahrung), damit die ganze Arbeit nicht für Nix gewesen ist. Es ist beinahe komisch, als wir den Fischkopf samt Gräten und Flosse so direkt vor uns sehen, so wie man es aus Trickfilmen und Cartoons kennt…aber der Rest des Fischs schmeckt einfach grossartig. So grossartig, dass die etwas langweiligen gefüllten Peperoni und Tomaten nicht einmal stören.

Es lebe Fisch.
Und 178 to go.
A. 




Rückblick auf Tag 181

Achtung, Achtung!!! An alle Peperonifans: Hier kommt das absolut tollste Peperonirezept für den Sommer!!! 

Peperoni-Tatar à la Annemarie


Vor dem Fernseher (Fussballmatch) schnippelten wir die Peperoni, Eier und Kräuter in winzig kleine Stückchen. Und auch wenn wir ja bekanntlich beide keine Peperonifans sind, schmeckt uns das frische sommerliche Tatar sehr sehr gut.
Nach dem knappen, spannenden Aus der Schweiz aus der WM können wir uns dann auch mit ganzer Konzentration auf unseren Hauptgang konzentrieren: Rindssteak an Kräutersauce. 


Und weil wir so im Schwung sind, gibt es einen Nektarinengratin zum Dessert. Was bei Annemarie Gratin heisst, ist bei uns eher eine Suppe. Doch geschmacklich ist der karamellisierte Sud überzeugend. 


181 to go. A.


Dienstag, 1. Juli 2014

Tag 180 - Ein gutes halbes Jahr

6 Monate ist es nun her, seit wir unser Projekt gestartet haben. 
6 Monate, in welchen wir Annemarie mal für das grösste Genie auf Erden hielten, mal zum Teufel wünschten.
6 Monate, in welchen unsere Küche mehr Abwechslung gesehen hat als in allen Jahren zuvor.

Unser Projekt ist so zum Alltag geworden, dass ich es gar nicht mehr bewusst wahrnehme (okay, ich schreibe auch bloss all halbes Jahrhundert den Blog und wälze diese Aufgabe sonst auf A. ab, also ist das nicht weiter erstaunlich), wenn ich dann aber einmal in unserem Kochbuch blättere, mir ansehe, wie weit wir schon gekommen sind, wie viele Seiten und Rezepte schon hinter uns liegen - kann ich es fast nicht glauben. 

Ist die Hälfte des Jahres 2014 schon wieder vorbei? Haben wir nicht erst gerade darauf angestossen? 

Die Tage und Rezepte fliegen nur so an uns vorbei. Was aber ganz sicher ist: Es war ein gutes halbes Jahr. Ein inspirierendes und lehrreiches halbes Jahr. Ein anstrengendes, aber sehr motivierendes halbes Jahr.

Und gut und inspirierend waren auch die letzten beiden Rezepte (ihr merkt schon, wir machen im Eiltempo vorwärts, weil bald die Ferien vor der Tür stehen und wir verreisen möchten):

Zucchetti-Crespelle


Crespelle sind eigentlich Omeletten, die in diesem Fall mit Zucchetti gefüllt und mit viel Käse, Rahm und Basilikum überbacken werden. Muss ich noch mehr dazu sagen? Ein solches Gericht kann nur gelingen.

Emmentaler-Lyoner-Salat


Auch dieser schnelle Salat mit Lyoner, Käse, Peperoni, Ei, Schnittlauch und Essiggurken lässt keine Wünsche offen. Ich kann mittlerweile sogar ohne Jammern ungekochte Peperoni essen (und meine Brust schwillt an vor Stolz) würde aber diese roten Freundchen ein nächstes Mal trotzdem durch Tomaten ersetzen.

In diesem Sinne:
Auf die nächste Hälfte!

184 to go.
N.