Zwei Tage sind seit letztem Post vergangen. Die Schweiz hat das wichtige Fussballspiel gewonnen, sind im Achtelfinal. Sally (aus meinem Buch) hat ihren Mann erneut betrogen, um dann zurück zu kehren zu einem Gebilde, das sich Ehe nennt, und nichts mit dem gemein hat, was sich heute so viele Menschen erträumen, wenn sie sich in der Kirche in weisser Spitze und Anzug mit Tränen in den Augen und Glück im Herzen das Ja-Wort geben. Und doch so viel realistischer, ehrlicher und besser ist, als die hollywoodschen Ehevorstellungen, die im Moment so in sind und mich schrecklich ärgern. Aber bevor ich beginne über ein Thema zu moralisieren, in dem ich mich wirklich nicht auskenne: In den letzten zwei Tagen haben wir auch 5 Rezepte gekocht. Eine Höchstleistung! Da ich, Semesterferien bedingt, viel Zeit habe, konnte ich an beiden Tagen in der ganzen Stadt nach "Spezialzutaten" suchen - einmal nach Spitzpeperoni (Marinello), das andere Mal nach Truthahnbrust (Globus). Mittwochs gab es Marinierte Spitzpeperoni mit Joghurt-Dill-Sauce und Siedfleisch-Carpaccio. Zum ersten Mal in unseren Leben, siedeten wir Siedfleisch (keine wirkliche aktive Tätigkeit - das Fleisch muss 3 Stunden in einem Sud kurz vor dem Siedepunkt liegen). Das Fleisch wurde danach in hauchdünne Scheiben geschnitten und mit Vinaigrette und Gurken- und Peperonistücken garniert. Die Spitzpeperoni buken unterdessen mit Knoblauch und Thymian im Ofen. Das sehr peperonilastige Essen schmeckte uns sehr gut. Das Siedfleisch-Carpaccio war seine aufwendige Zubereitung wert und die Spitzpeperoni waren geschmacklich sehr mild.
Gestern hatte N. Sporttag in der Schule und da wir am Abend drei "Gäste" zu Besuch und zu Tisch eingeladen hatten, half meine Schwester (einer der Gäste) bei den Vorbereitungen. Da gab es Riesencrevetten aufzuschneiden, um den durchsichtigen Darm zu entfernen (igitt-igitt), Marinade und Saucen zuzubereiten, Rahm zu schlagen, Himbeeren zu pürieren und zu sieben und Strudel aus Truthahnbrust, Zucchetti und Strudelteig zu basteln. Denn diese Strudel zu machen, mit einem Teig, der schon bei blossem Ansehen zerreisst, gleicht weniger kochen, als der Arbeit eines Restaurateurs in einer Kapelle. Aber als dann alle andern nach Hause kamen (N., meine Mutter und der Freund meiner Schwester), waren die 8 Strudelpäckchen schön säuberlich auf dem Blech und wir konnten die Vorspeise "Melonen-Gurken-Salat mit Riesencrevetten" anrichten. Die sehr sommerliche Vorspeise passte auch sehr gut zum warmen Abend (auch wenn mir hauptsächlich nur die Melone richtig gut schmeckte). Die Strudel wurden unterdessen im Ofen goldbraun gebacken. Angerichtet auf der frischen Basilikumsauce, sahen die Kleinen Truthahnstrudel richtig profimässig-sternekochig aus. Und auch geschmacklich einfach 100 Punkte. Das Dessert "Gebackene Aprikosen auf Himbeerschnee" reiht sich zwar in die Liste der unspektakulär-langweiligen Gerichte ein, die beinahe nicht den Namen "Dessert" verdienen, aber wegen solch einer Kleinigkeit lassen wir uns den Abend nicht verderben. Denn was gibt es Schöneres, als einen Abend mit viel Lachen, Bohnanza, Kubb und einem guten Essen?
186 to go. A.