Donnerstag, 6. März 2014

Tag 64 - Pathetische Sentimentalität

Es kommt uns vor, als wäre es eine Ewigkeit her, seit wir zum letzten Mal in der Küche gestanden und gekocht hätten. Am Dienstag haben wir uns spontan dazu entschieden, auswärts essen zu gehen und gestern waren wir bei meinem Nani. Darum hinken wir unserem Plan hinterher. Ein Rezept haben wir sogar ausgelassen und so wie es aussieht, müssen wir am Sonntag vier ganze Rezepte zubereiten. So wie es uns in der Küche geht, so geht es mir im Moment die ganze Zeit. Immer hinke ich hinterher. Immer sollte ich noch etwas tun. Mein Kopf ist überfüllt und wenn ich abends die Augen schliesse, denke ich an alles, was ich noch tun muss. Jetzt, da die Uni wieder angefangen hat, ich Texte lesen sollte und meine Motivation eigentlich riesig ist und ich alles aufsaugen möchte und es sich so anfühlt, als hätte ich einfach zu wenig Energie, zu wenig Zeit und zu wenig Selbstdisziplin für alles, was ich tun möchte und erreichen will, jetzt ist es wirklich gut, dieses Projekt zu haben, an dem wir festhalten können und das wir auch wirklich durchhalten. Auch wenn wir hinterher hinken. Während ich hier den Blog schreibe, höre ich "Bugs" von Patrick James - mein absolutes Lieblingslied zur Zeit und liege auf unserem weichen Schaffell. Und leise überkommt mich das Gefühl, dass die Welt doch schön ist. Und dass alles gut wird. Da muss ich an das schöne Zitat von Rosa Luxemburg denken: 
»Liebste, wenn man die üble Gewohnheit hat, in jeder Blüte nach einem Tröpflein Gift zu suchen, so findet man, solange man lebt, eine Ursache zum Stöhnen. Nimm aber die Dinge umgekehrt und suche nach Honig in jeder Blüte, so findest Du stets Ursache, um heiter zu sein. Ausserdem glaube mir, die Zeit, die ich - wie auch andere - jetzt hinter Schloss und Riegel verbringe, ist auch nicht verloren. Sie kommt irgendwie in der grossen allgemeinen Rechnung zur Geltung. Ich bin der Meinung, dass man einfach, ohne zu viel Schlauheit und Kopfzerbrechen, so leben soll, wie man es für recht hält, ohne für alles gleich in bar in die Hand ausgezahlt kriegen zu wollen. Es wird sich schon alles zum Schluss finden.»
Unter diesem Gesichtspunkt lässt sich auch in den zwei Rezepten von heute Honig finden: Die Pouletschenkel, aus dem Rezept Pouletschenkel mit Randen-Gurken-Salat, waren sehr lecker (Den Randen-Gurken-Salat wollen wir nicht genauer besprechen). Auch wenn wir und unsere Gäste (meine liebe Mama, meine Schwester und ihr Freund waren bei uns -wir lieben es, für euch zu kochen) alle der Meinung waren, dass dieses Gericht nichts Wahnsinniges war, wurden wir dann doch noch überrascht und zwar vom Gemischten Bohnensalat mit warmem Ziegenfrischkäse, unserem zweiten Rezept. So schliesse ich heute meine tiefsinnigen Betrachtungen und freue mich, auf weitere Rezepte. Und auf die Inspiration und Motivation, die das Kochen mit N. und unser Projekt mir gibt. 

302 to go. A.




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