Montag, 17. März 2014

Tag 74 - Schweizer An-stand und ein Dessert

Wir Schweizer sind manchmal wirklich ein lustiges "Völkli". So streife ich heute durch den Coop an unserer Ecke und finde mich mit einem halb vollen Körbli am Ende einer endlosen Schlange vor Kasse 1 wieder (unser Coop besetzt seine Kassen gerne spärlich - die Situation ist also nichts ungewöhliches). Geduldig reihen sich hinter mir noch weitere sieben Personen ein, schliesslich erbarmt sich die Kassierin und ruft ins Mikrofon: "Bitte Kasse 2 besetzen, Kasse 2 bitte". Die Blicke aller Wartenden richten sich auf Kasse 2. Jeder weiss, dass diese Kasse in wenigen Sekunden besetzt sein wird. Bewegen tut sich niemand. Eile? Stress? Scheint, obwohl Montag - und obwohl Zürich - nicht der Fall zu sein. Nur Augenblicke später zwängt sich die zweite Kassierin durch die Menge und ruft: "Kasse zwei ist auch frei", während sie das Kasse-geschlossen-bitte-benützen-sie-die-Kasse-nebenan-Schild entfernt und es sich auf ihrem Stuhl bequem macht. Mehrere Sekunden lang passiert immer noch nichts. Von den sieben Personen hinter mir möchte keiner der Erste an der neuen Kasse sein. Man tauscht kurz Blicke aus, voller Besorgnis, vielleicht als "Vordrängler" abgestempelt zu werden. Unsicher schaut die letzte in der Reihe zu den Personen, die eigentlich ja vor ihr da waren und erst als sich definitiv niemand in Bewegung setzt, ergreift sie die Initiative, legt ihre Einkäufe aufs Band. Weitere Fünf folgen ihr, auch der junge Typ hinter mir schaut erwägend auf die neue Schlange, merkt, dass diese nun gleich lang ist, wie die erste, lächelt dem hintersten in der neuen Reihe verständnisvoll zu und bleibt, wo er ist. Ruhe und Frieden. So macht Feierabend Spass.

Für eines der gestrigen Rezepte werde ich es mit derselben Gelassenheit und Schweizer Diplomatie versuchen, die ich heute erlebt habe. Es handelt sich um …. *Trommelwirbel* einen Dessert: Lime Pie.  Der Boden des Pies besteht aus zerkrümelten Keksen, Butter und Zucker, die Füllung aus Eigelb, Limettensaft und Kondensmilch. 

Annemarie. Es liegt nicht an dir. Es liegt an mir. Es waren wahrscheinlich die falschen Kekse, zu wenig Butter, oder der Backofen wird heisser, als angegeben. Es wäre auch möglich, dass das Universum beschlossen hat, in sämtliche meiner Dessertpläne einzugreifen und mir damit nun etwas zu sagen versucht. (Du sollst dich gesünder ernähren? Finger weg vom Zucker? Oder gar … du wirst langsam DICK? (Jetzt hatte ich mir doch vorgenommen, ruhig zu bleiben…)) Geschmacklich war der Lime-Pie ja auch gar nicht schlecht! Und im Gegensatz zum Orangen-Pie verlief die Sauce nicht auf dem Teller. Die krümelige Masse des Bodens hielt einfach nicht ganz zusammen, was dazu führte, dass Teller, Kuchenform und Tisch ein ganz kleines bisschen nach einem Keksekrieg aussahen… Unser Ehrengast und fleissigster aller Leser versuchte ebenfalls, das Positive zu sehen und lobte, wie gut die Füllung geschmacklich zum Krümelrest passe. Danke dafür.
Ich möchte mich wiederholen. Es liegt an mir. Und Annemarie - es tut mir wirklich Leid. 

ABER und jetzt kommt ein Aber, das hoffentlich alles wieder gut machen kann - das zweite Rezept von gestern Abend ist ohne Zweifel und Zurückhaltung sehr zu empfehlen: Marinierte Pouletschnitzel mit Zitronenbutter. Man hört es schon, dass bei diesem Rezept weder ich - noch das Universum - etwas falsch machen kann. Die in Öl, Chili und Zitronensaft marinierten Poulets schmecken zusammen mit der Zitronenbutter herrlich frisch und inspirierend. Ein Rezept, das wir gerne wieder kochen - und essen werden!

In diesem Sinne wünsche ich euch allen eine entspannte - und friedliche - Zeit.
289 to go.
N.



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