Dienstag, 29. April 2014

Tag 118 - Immer dieser Küchenblog


Was ich bisher in diesem Projekt über mich selbst gelernt habe:
1) Ich liebe das Kochen (meistens)
2) Ich bin eine sehr kritische Esserin
3) Ich bin absolut nicht dazu geboren, über Kochen und Essen zu bloggen

Was Punkt 3) angeht: Das ist eine ziemlich schlechte Voraussetzung, um Mitschreiberin eines Koch-Blogs zu sein. Ich wäre wohl eher für einen Bücherblog zu gebrauchen! Dann würde ich nämlich berichten, dass ich heute im Bücher Brocki gewesen bin und für 30 Franken 4 englische Harry Potter, ein Buch von Iris Murdoch, eins von J.M. Coetzee, eins von Irene Dische und zwei von einem mir unbekannten Autor, die aber so wunderschöne Cover hatten, dass ich sie einfach nehmen musste, gekauft habe. Dann würde ich erzählen, wie ich zwischen den Büchern völlig die Zeit vergessen habe und nachher die schwere Tüte mit meinen Büchern durch den Migros schleppen musste. Ich würde von dem tollen Buch erzählen, "Die souveräne Leserin", das ich gestern gelesen habe, in dem fantasiert wird, wie es wäre, wenn die Queen plötzlich ihre Leidenschaft fürs Lesens entdecken würde. 
Was ich also sagen will: Über Bücher zu schreiben liegt mir mehr, als über Essen und Kochen zu schreiben. Und trotzdem ist dies ein Koch-und-Ess-Blog. Und ich eine der beiden Bloggerinen! Hach, wie bin ich da bloss reingeraten??? 
Während ich N. von meinen neuen Büchern vorschwärmte, schnippelten wir Peperoni, Zwiebeln, Ingwer und eine Mango (ich habe mich der Mango angenommen, während N. den Rest zerkleinert - und ich war am Telefon während sie das Lammfleisch mariniert hat! Hoppla, was für eine Arbeitsteilung!!!). All diese zerkleinerten Zutaten haben wir dann zum Reis gemischt und gewürzt. Am Schluss erhielten wir also die angepeilten Pfeffer-Lammspiesse auf Gewürzreis, wobei der Gewürzreis eher süsslich schmeckte, statt würzig, die Pfeffer-Lammspiesse jedoch ganz genau das einhielten, was ihr Name uns versprach: sie schmeckten nach Pfeffer! Und zwar ziemlich eindeutig, beinahe zu eindeutig, für meinen Geschmack. Doch die Kombination von pfeffrig-scharfem Fleisch und süsslichem Reis passte ganz gut zusammen und schmeckte auch wirklich gut. 
So kann ich mich nun in meine neue Lektüre werfen und vielleicht übermorgen davon berichten, wenn mir nichts zu unserem Essen einfällt…

247 to go. A.

Ps: Weil Gabriel in unserem Gastblog geklagt hat, dass es schwierig sei, harte Eier in schöne Scheiben zu schneiden, hat meine Grossmutter uns einen Eierhacker/Eierscheibenschneider geschenkt! Das zumindest sollte also in Zukunft kein Problem mehr sein! Vielen Dank dafür, liebe Nani!!!

Montag, 28. April 2014

Tag 117 - 3 Gänge für Annemarie

The Happy Kitchen Crew proudly presents:

Vorspeise

Spargelcrèmesuppe mit Orangen (29. April)

Hauptgang
Kopfsalatstrudel (28. April)

Dessert
Rhabarberkompott mit Bananenschaum (27. April)





Unser heutiges 3-Gang-Menü spaltet die Geister.

Während wir uns einig sind, dass die Vorspeise nicht "Spargelcrèmesuppe mit Orangen" sondern eher "Orangencrème mit 3 Spargelspitzen" (letztere werden nämlich abgetrennt, aufbewahrt und zum Schluss wieder in die Suppe gegeben) heissen sollte, findet A. die Suppe völlig ungeniessbar, ich dagegen würde den Geschmack eher als interessant bezeichnen (auch dies durchaus nicht im positivsten Sinne, ich kann A.'s komplette Ablehnung aber nicht ganz nachvollziehen).

Auch vom Hauptgang bin ich überzeugter als meine Freundin. Ich bin schon völlig fasziniert von den Strudelteigen, die in so winzige Schachteln verpackt werden, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, darin 4 Teige von 30x40 cm vorzufinden, fasziniert von der hauchdünnen Schicht, die wir nach dem Entfalten mit Butter bestreichen und mit Hilfe eines Küchentuchs samt Inhalt zu einer Rolle wickeln. Auch das Resultat finde ich (davon mal abgesehen, dass es unmöglich ist, diesen Strudel in einigermassen präsentable Stücke zu schneiden) befriedigend. A. schmeckt vor allem der Teig - die Kopfsalat-Speck-Käse-Füllung findet sie zu bitter.

Dafür gerät sie beim Dessert in Ekstase - sie schwärmt von dem leicht säuerlichen Rhabarberkompott, der perfekt zu dem süssen Bananenschaum passe, welcher wider Erwarten (da Bananen nicht ihre Lieblingsfrüchte sind) einfach herrlich schmecken würde. Begeistert schöpft sie sich nach, erklärt den Dessert zu ihrem Moment unseres Menüs und behauptet, die beiden vorhergehenden Gänge hätten ihr einzig und allein darum nicht so gepasst, dass sie nun eine grössere Portion der Nachspeise essen könne. Schicksal, sozusagen. Ich dagegen geniesse zwar eine von Annemaries besseren Dessert-Kreationen, im Grossen und Ganzen ist mir aber der Rhabarberkompott zu sauer, die Bananencrème zu bananig, das ganze irgendwie ein bisschen zu matschig, ich … kann es nicht genau benennen es ist … halt einfach keine Schokolade.

248 to go.
N.


Donnerstag, 24. April 2014

Tag 113 - Ach du dicke Bohne!

Alle aufmerksamen Leser werden es schon bemerkt haben: Wir sind im Plan voraus. Heute kochen wir bereits das Rezept vom 25. April: Überbackene weisse Bohnen mit Cherrytomaten und Speck.
Unser Fleiss ist begründet. Morgen hat A. Geburtstag und - sind wir ehrlich - wer will schon am eigenen Geburtstag überbackene weisse Bohnen essen? (Vielleicht kennt ihr das - man versucht als Kind, sich die Gerstensuppe so zu schöpfen, dass möglichst wenige der braunen, mehligen Bohnen den Weg in den eigenen Teller finden, man sammelt diese unappetitlich aussehenden Kerlchen und passt einen günstigen Moment ab um sie - schwups - in den Teller der Mutter zu befördern? (Ich führe das absichtlich nicht weiter aus, schliesslich möchte ich nicht Gefahr laufen, wieder beschuldigt zu werden, unseren Blog für unverschämte Graubünden-Werbung zu missbrauchen.)) Was ich mit meiner Klammerbemerkung sagen wollte: Bohnen geniessen keinen besonders guten Ruf. Es hilft sicherlich auch nicht, dass jedes Mal, wenn irgendwo Bohnen gegessen werden, irgendjemand in die Runde wirft: "Ja, ja, für jedes Böhnchen ein Tönchen!" - die Verkleinerungsform macht es nicht appetitlicher. Wie auch immer.
Unsere überbackenen Bohnen bestätigen uns schliesslich, was wir eigentlich sowieso schon wussten: So schlecht schmecken Bohnen gar nicht. Nein, man würde dieses Nahrungsmittel kaum zur Miss Schweiz wählen oder heiraten wollen, keine Kriege dafür führen oder es freudig zur Hauptnahrungsquelle erklären - aber so überbacken mit Käse, Paniermehl und Petersilie, neben Tomaten, Frühlingszwiebeln und Speck lässt man es sich durchaus gerne schmecken - ein Geburtstagsmenü ist es aber leider immer noch nicht.



251 to go.
N.

Mittwoch, 23. April 2014

Tag 112 - Musenlos

Nach über 50 Mal Blog schreiben, gehen mir langsam die Ideen aus. Was soll ich denn heute schon wieder schreiben? Wir machen doch immer etwa das Gleiche: Kräuter hacken, Fleisch würzen, Saucen binden. Laaaangweeeeeiiiiliiiiig!!! Darum wird es auch nicht einfacher, darüber zu schreiben. Während N. sich aus unerschöpflichen Quellen zu nähren scheint - bei mir nur heisse Luft. Das Zitronen-Kalbsschnitzelchen an Oregano hatte ich heute kaum in der Hand. Nur den Oregano hab ich geschnippelt und die Beilagen zubereitet. Mein "Meeting" mit den Schnitzeln auf dem Teller war kein besonders langes: sie schmeckten gut und zart und zitronig. Ich würde ja gern ein Geschmacksbild mit meinen Worten davon zeichnen (ich stelle mir dazu die Szene aus Ratatouille vor, als Rémy seinem Bruder ein Stück Käse und eine Erdbeere in die Hand drückt und ihn bittet, mit geschlossenen Augen die beiden Esswaren zu probieren und dieser dann vor seinem inneren Auge die Geschmäcker sehen kann (als rosa Kringel und gelbe Zacken)). Da ich aber überhaupt nicht weiss, wie ich Geschmäcker mit Formen und Farben beschreiben soll (auch wenn ich an die Rudolf Steiner Schule gegangen bin), bleibt mir für heute nur die Kapitulation und ich kann nur hoffen, dass meine Muse mich beim nächsten Rezept wieder küsst. 

252 to go. A.


Dienstag, 22. April 2014

Tag 111 - Kleine Schummeleien

Nach über hundert Tagen kochen, backen, garen und schmoren müssen wir es hier einmal gesagt haben:

Manchmal schummeln wir.
Ein bisschen.

Wir lassen den Cognac weg 
(weil es sich für drei Esslöffel nicht lohnt, eine ganze Flasche zu kaufen),
oder wir reduzieren die Menge des Knoblauchs
(weil wir auch am nächsten Tag für andere Menschen erträglich sein möchten).

Auch heute, für den Dorsch auf Frühlingslauch und für die Conchiglie mit Broccoli und Blumenkohl, halten wir uns nicht ganz ganz genau an Annemaries Rezept.

Wir benutzen Mascarpone statt Mascarpone-Gorgonzola
(weil wir davon noch im Kühlschrank hatten),
wir kaufen Kabeljau statt Dorsch
(weil die Migros keinen Dorsch hatte und uns der Metzger versicherte, die beiden Fische seien über höchstens 3 Ecken miteinander verwandt),
und wir löschen unsere Zutaten mit Noilly Prat statt mit Weisswein ab
(ganz einfach, weil wir vergessen haben, im Coop noch den Wein zu kaufen).

Ist das nun offiziell gemogelt?
Moralisch vertretbar?
Gesellschaftlich akzeptiert?
Zu rechtfertigen - und sei es vor uns selbst?

Reinhard Mey singt zu einer ähnlich schwierigen Frage:

"Wo bleibt die Moral?
 die Klugen diskutieren,
 die Besserwisser streiten sich,
 ich weiss es nicht,
 es ist mir auch egal."

Und egal ist es mir heute, weil ich zum ersten Mal erfolgreich Bratfolie benutzt habe, keinen Gorgonzola essen und nicht noch mal aus dem Haus rennen musste … und weil die beiden Gerichte einfach richtig gut geschmeckt haben. Und darauf kommt es ja wohl an?





253 to go.
N.


Montag, 21. April 2014

Tag 110 - Ein Halleluja für ein Wiegemesser

Als erster Gastblogger in diesem Projekt sitze ich mit gemischten Gefühlen vorm Laptop. Also, es ist mir eine Ehre, aber a) hat man an Gäste doch immer besonders hohe Erwartungen (wie z.B. auch bei Gastdozenten, Gastköchen, Gastmusikern und so weiter und so fort), b) hat man als Gast aber trotzdem irgendwie die Narrenfreiheit, das zu tun, was man will, besonders wenn man c) wie in meinem Fall der erste Gast seiner Art ist und die Messlatte für folgende Gäste erst zu stecken hat.

(Dieser philosophisch angehauchte Exkurs ist wohl darauf zurückzuführen, dass ich gestern mit Freunden feiern war. Ergo bin ich heute müde und das bringt mich oft erfolgreich dazu, die eigentliche Arbeit vor mich hin zu schieben und stattdessen über allen möglichen Käse nachzudenken. Also, weiter im Text.)

Ich nehme mir hier also die Freiheit des Gastbloggers, bei aller Liebe zu N. & A. doch auch etwas zu bemängeln: Mädels, WARUM macht ihr so ein grosses Küchenprojekt und rüstet euch nicht dementsprechend aus?!
Das ist natürlich etwas gar dramatisch jetzt (ich teile mit N. einen gewissen Hang zur Überzeichnung von Tatsachen). N. & A. haben eine weit besser ausgestattete Küche als etwa ich oder manch anderer Mittzwanziger, aber dennoch, zwei elementare Dinge fehlen, die da wären: eine anständige Käse- bzw. Gemüsereibe und ein Wiegemesser.

Besonders an Tagen wie diesen fällt das sehr schwer ins Gewicht, weil etwa drei Viertel aller Arbeitsschritte daraus bestanden, Dinge fein zu hacken oder zu schneiden oder zu reiben. Not macht erfinderisch, und so haben wir zum Beispiel für die Karotten-Julienne einfach den Sparschäler zur Hand genommen und die Scheiben dann in feine Streifen geschnibbelt. Ging zwar nicht schlecht, aber wir waren schon darauf eingestellt, die Küche nicht vor morgen früh wieder zu verlassen. Weil neben den Karotten auch noch der Weisskabis, die Radieschen, die Erdnüsse, der Schnittlauch, der Thymian, die Petersilie und die Frühlingszwiebeln darauf warteten, in Stücke zerteilt zu werden, die uns schon beinahe atomar klein erschienen (jaja, die Dramatik).

Um die sich allmählich einschleichende Motivationskrise in ihren Anfängen zu ersticken, kam N. der glückliche Einfall, ihren aktuellen Ohrwurm mit uns zu teilen: "Halleluja, Jesus lebt." (Man merkt, dass sie an Ostern zurück im Bündner Heimatdorf gewesen war.)
Diese Anekdote tut zwar nichts zur Sache, aber sie rechtfertigt den Titel dieses Eintrags, und es ist einfach so absurd, N. Kirchenlieder singen zu hören, deshalb wollte ich das noch kurz erzählt haben. 

Wie ein ehemaliger Arbeitskollege von mir zu pflegen sagte: "Was lernemer druus?"
-Der Coleslaw hat sensationell geschmeckt (vor allem die Soosse, die dank Nature-Joghurt nicht halb so schwer war wie diejenige die amigs am gekauften Coleslaw dran ist und vor Mayonnaise strotzt; und das sage ich als grosser Mayonnaise-Liebhaber).
-Das Poulet war zwar aussen nicht so knusprig, wie es auf Annemaries Fotos aussieht, aber herrlich essigig-thymianig im Geschmack.
-Die Kresse für den Eiersalat ist zu knapp bemessen.
-Dafür berechnet Annemarie für ihren Coleslaw viel zu viel Weisskabis und Karotten.
-Harte Eier lassen sich einfach nicht schön in Scheiben schneiden.
-Die Vinaigrette mit fein gehackten Radieschen und Erdnüssen in Ehren, aber: der Ertrag rechtfertigt den Aufwand eindeutig nicht.

Immerhin weiss ich jetzt, was ich den Mädels auf den nächsten Geburtstag schenke.
Danke übrigens fürs Kochen, an dieser Stelle. Ich bin regelmässiger Gast bei N. & A. und offenbar immer noch gern gesehen.

255 to go.
Schluss für heute. Aber heute ist nicht alle Tage - ich komm wieder, keine Frage!
Gabriel


Tag 109 - Rhabarber an Ostern


Annemarei, Annemarei - we love your Pie!!!



Rhabarberkuchen am Ostersonntag mit Blick auf den Piz Beverin.

Ps:
An alle Nicht-Bündner, die unseren Blog lesen: Das ist kein Bündnerblog! Und natürlich ist Zürich genauso schön!!! 

257 to go. A.

Samstag, 19. April 2014

Tag 108 - Radio Grischa, Lachs und Rührei

Als gebürtige Bündner kann man in Zürich leben wollen, Zürich geniessen, Zürich toll finden, die Zürcher mögen - und trotzdem wird man wohl immer denken, dass es einfach nirgends so schön ist, wie in Graubünden. An Wochenenden, in den Ferien oder eben so wie jetzt - über Ostern - verbringen wir darum immer wieder gerne ein paar Tage in Tomils - mit wunderschöner Aussicht auf den Piz Beverin.

Heute stehen wir in der Küche unseres Hauses, bereiten den Lachsbraten mit Zitrone, Nelken und Lorbeer und das Spargelrührei mit Kräuterbutter zu und hören dabei Radio Grischa. Gabriel Crucitti berichtet nämlich in der Nachmittagssendung über - Achtung! - unseren Blog! Da A. sich nicht vor's Mikrofon traute, habe ich ihm in einem kurzen Interview erklärt, wie unser Projekt entstanden ist und wie es uns bei der Durchführung so geht. Mit eingeschaltetem Radio belegen wir unseren Fisch mit Zitrone, stecken Lorbeeren mit Hilfe der Nelken in den Früchten fest, garen und schneiden Spargeln und würzen die Ei-Masse für das Rührei. Zum Nachtessen versammelt sich dann die ganze Familie. Unsere Kochkünste werden gelobt (nur A. kann sich mit Spargeln immer noch nicht wirklich anfreunden), wir stossen auf unser Projekt an und meine Mutter geniesst, dass sie für einmal nicht für das Essen verantwortlich ist.



Kritisieren können und wollen wir heute gar nichts. Wir sind zufrieden mit den Bergen, unserem Projekt, unserem Blog und … der Welt.

Und für alle, die den heutigen Tag nicht im wunderschönen Bündnerland verbracht und Gabriel auf Grischa nicht zugehört haben, gibt's hier den Link zur Sendung: 
https://soundcloud.com/radio-grischa-redaktion/ostern-auf-grischa

Schön, dass ihr dabei seid.

258 to go.
N.

Donnerstag, 17. April 2014

Tag 105 - Up

Irgendwo habe ich gelesen, dass Disney Pixar im Film Up eine bessere Liebesgeschichte in nur 8 Minuten und ohne Dialoge erzählen kann, als es Stephenie Meyer mit 500'000 Wörtern in 4 Büchern vermag! Wie ich jetzt darauf komme? Während wir gestern unser Süsses Ricotta-Soufflé löffelten, schauten wir nämlich genau diesen Film und tatsächlich, schon nach den ersten 8 Minuten sind wir so gerührt und verheult, dass wir das Soufflé beinahe vergessen haben. Denn diese ersten 8 Minuten haben es in sich. Wer den Film nicht kennt oder noch nicht gesehen hat: Hol das sofort nach!!! Es ist absolut herzzerreissend zuzuschauen, wie sich Ellie und Carl als Kinder begegnen und gemeinsam von grossen Abenteuern träumen, wie sie dann heiraten und ein alltägliches Leben führen und es so scheint, als wäre der Kindertraum vor lauter Erwachsensein vergessen gegangen. Und als nach 8 Minuten das gemeinsame Leben schon zu Ende ist, die Geschichte schon erzählt ist, weil Ellie nach vielen vielen Jahren stirbt, ohne je nach Südamerika gereist zu sein, läuft die Wimperntusche schon in Bächen über die Wangen. Nein, so darf das Leben doch nicht zu Ende gehen? Ohne die grossen Kindheitsabenteuer und -träume verwirklicht zu haben? Doch wir lernen in den nächsten 88 Minuten, dass ein gemeinsames Leben, ein Alltag mit Carl das Abenteuer von Ellie gewesen ist. Und zwar ein viel viel schöneres und besseres, als alle erträumten Abenteuer der Kindheit. Und abermals weinen wir wie die Schlosshunde, denn genau so stellen wir es uns doch auch vor: Das Leben gemeinsam als ein Abenteuer und nichts, was man dazu braucht, als einander, um glücklich zu sein. Das kann einfach nur Disney!!! So kehren wir nun zu unseren randnotizhaften Soufflés zurück: Bei der Zubereitung glänzte ich erneut mit Abwesenheit, weil ich mit dem Backen von gefühlten 100 Himbeer-Streusel-Muffins beschäftigt war (ja, ich gebe es zu, N. kochte gestern sowohl ein gefülltes Huhn, als auch die Soufflés von heute). Durch meine Abwesenheit schafften es die hellen Rosinen nicht in den Teig - ich glaube N. nun einfach mal, dass es nicht mit Absicht geschehen ist. Vielleicht wäre es besser geworden, wären die Rosinen drin gewesen? So aber überzeugte es uns beide nicht: Der Geschmack war zu eiig. Der knusprige Rand und die fluffige Konsistenz konnten diese Tatsache auch nicht beschönigen. So stellten wir beide sang- und klanglos unsere Teller auf den Beistelltisch und schauten zu, wie Carl ein Abenteuer erlebt. Denn auch wenn sein Leben mit Ellie vorbei ist, hat er doch noch so viel zu entdecken (aber nicht diese Ricotta-Soufflés). 


260 to go. Alicia

Dienstag, 15. April 2014

Tag 104 - Welcome to America!

Den heutigen Post würde ich auf Englisch verfassen, wären meine Grammatikkenntnisse dieser Sprache etwas besser und würde mein Wortschatz nicht auf Amerikanischen TV-Serien, animierten Disney-Filmen und lustigen Tierfotos mit witzigen Sprüchen dazu basieren. Denn heute habe ich mich gefühlt, wie eine brave, amerikanische Hausfrau aus den 50er Jahren: Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich ein Poulet gestopft! Als A. dann auch noch verkündete, sie wolle gleichzeitig (gefühlte) 100 Muffins backen (nicht von Annemarie, pst!), konnte ich mich selbst nur knapp davon abhalten, mir ein Kopftuch umzubinden, die Lippen rot zu schminken und die Ärmel hochzukrempeln. Ihr fragt euch, wieso ich wegen einem gefüllten Huhn einen Aufstand dieses Ausmasses mache? Es erinnert mich an Thanks Giving, an Truthahn, an all die seichten Hollywood-Filme, die ich in meinem ganzen Leben schon gesehen habe und bringt mich einem der Punkte auf meiner nicht-existenten Bucket-List (da wäre schon so ein Film, obwohl nicht ein ganz so seichter), nämlich jenem, einmal selbst einen Truthahn zuzubereiten, einen Schritt näher.

Nun. Das Poulet muss zuerst abgewaschen und trocken getupft werden. Dann kommt die Füllung, eine Mischung aus Zucchetti, Oregano, Oliven und Öl in die Bauchhöhle, richtig professionell fühlte ich mich dann da schon nicht mehr, es wurde aber wieder besser, als ich die Schenkel zum Schluss mit Küchenschnur gekonnt zusammenband. Anschliessend wird das Huhn mit Basilikum-Pesto bestrichen und wandert in den Ofen. Nach 60 Minuten wird die Küchenschnur wieder gelöst und der Inhalt der Bauchhöhle mit schon gekochten Risoni (das sind Teigwaren, die aussehen, wie Reis, behauptet Annemarie, so ganz überzeugt sind wir aber nicht von der Existenz eines solchen Produkts im Schweizer Handel) oder in unserem Fall - Ditali (die rund sind und immer vom Teller purzeln) gemischt und angerichtet. 





Ich bin richtig stolz! Und alles schmeckt richtig richtig gut! Easy, isn't it? Nur für das korrekte Zerschneiden des Poulets bräuchten wir eine etwas genauere Anleitung. Als A. nämlich vergeblich versuchte, die richtigen Stellen zum Abtrennen verschiedenster Körperteile zu finden, glich sie weniger einer perfekten Hausfrau aus den 50ern, als einer Desperate Housewife. 

261 to go.
N.



Montag, 14. April 2014

Tag 103 - Schock mit den Artischocken und Safran

Ich liebe Artischocken! Und zwar auf die einzige Art wie ich sie kenne: gekocht mit einer Vinaigrette zum dippen. Eine Artischocke ist perfekt gebaut: Aussen die etwas zäheren Blätter, die gegen innen immer zarter werden, bis in der Mitte ihr Herz wartet. Und es heisst zurecht Herz. Denn dort in der Mitte, erst einmal von allen andern Blättern und den ungeniessbaren Artischockenhaaren befreit, thronen die zartesten und feinsten Blätter. So ist der Verzehr einer Artischocke vergleichbar mit dem Essen eines Überraschungseies. Wie blutete heute mein Herz, als wir von Annemarie dazu aufgefordert wurden (via Rezept natürlich), alle Blätter und das Herz vom Artischockenboden (das ist das Teil, an dem alle Blätter angemacht sind) zu schneiden und nur dieses letztere, ungeniessbar aussehende und harte Teil der Artischocke weiterzuverwenden. Das kann doch nicht richtig sein!!! Das Herz der Artischocke verschmäht man nicht!!! Und doch - wir bereiten einen rohen Artischockensalat zu, ohne Blätter und ohne Herz. Dazu kommen Radieschen und Rucola. Und alles an einer Zitronen-Oliven-Sardellensauce. Mehr brauche ich nicht zu sagen und man wisse schon, dass ich die Hälfte des Salats nicht aufessen konnte. Zum Glück gab es Spaghetti Carbonara auf meine Art (also Annemaries Art) dazu. Die "meine Art" unterscheidet sich von unser aller Art durch Mascarpone statt Rahm und Safran. Und Annemaries Art ist ganz schmackhaft. Safran zählt zu den teuersten Gewürzen der Welt und das Internet sagt mir auch warum: Safran blüht nur einmal im Jahr für zwei Wochen und man braucht zwischen 150.000-200.000 Blüten um ein Kilogramm davon zu gewinnen. Scheinbar muss man die Safranfäden von Hand ernten und pro Gramm zahlt man so gegen 8 Franken, d.h. 8000 Franken pro Kilo. Erstaunlicherweise schmeckt es mir darum nicht wirklich besser. Der Safran weiss wahrscheinlich, dass er so wertvoll ist, darum nimmt er sich heraus, alle anderen Geschmacksnuancen einfach platt zu walzen. Da kann nicht mal der Speck dagegen ankommen. Trotz allem, eine gelungene Hauptspeise. 



262 to go. A.

Sonntag, 13. April 2014

Tag 102 - Als wären wir Gäste

Vor einigen Jahren habe ich im Winter für einen Monat in Fribourg in einer Zimmermannsfirma gearbeitet. Die Idee dabei war, in einen völlig unbekannten Berufssektor Einblick zu erhalten und Französisch zu lernen. So schliff ich während 7 Stunden täglich Holzbalken, wischte Böden, verlegte Kabel und schraubte, was das Zeug hielt. Und da gab es keinen besseren Moment im Tag als das Mittagessen. Ich durfte beim Chef zu Hause essen - und obwohl die Rezepte mir grösstenteils unbekannt waren - und ich nicht immer alle Zutaten mochte - so ass ich trotzdem mit einem Riesenappetit - Riesenmengen. Ich hatte Hunger! Und so entdeckte ich immer wieder Gerichte, die mir schmeckten, obwohl ich das nie gedacht hätte.

Ein bisschen erinnert mich unser Experiment immer wieder an diese Zeit. Wir kochen Rezepte, die wir nicht kennen, die wir noch nie ausprobiert haben, von denen wir nie wissen, wie sie schmecken. Die Zutaten sind nicht alle immer auf unserer Lieblingsliste, aber es stellt sich nie die Frage, ob wir das Gekochte essen wollen, oder nicht - ein bisschen, als wären wir bei uns selbst zu Gast. Und immer wieder entdecken wir so Erstaunliches. Zum Beispiel, dass wir Lattichrouladen mit Brät und Gemüse absolut gerne mögen. Trotz Brät. Trotz Peperoni. Dann prosten wir einander zu: "Sehr fein! Und nochmals herzlichen Dank für die Einladung!"
264 to go.
N.

Freitag, 11. April 2014

Tag 100 - Von den Löffeln

Irgendwie erwische immer ich die Freitage :) 
Wenn ich müde bin und eigentlich nur noch auf dem Sofa liegen und lesen, fernsehen, essen will, muss ich mich noch einmal erinnern, was wir in den letzten Tagen zwar gekocht, jedoch nicht im Blog aufgeschrieben haben. 
Am Mittwoch sind wir wohl beide auf dem falschen Fuss aufgestanden! Denn die "freiwilligen" Schokocupcakes, die N. mit ihrer Schwester machen wollte, wurden flach wie Flunder (kein Natron) und so schokoladig, dass sie gar nicht mehr süss waren (doppelt so viel Schokopulver als im Rezept eigentlich steht). Als dann auch noch die gefrorenen Himbeeren über den Küchenboden kullerten, wussten wir, dass unser Menü nicht unter einem guten Stern stand. Der Bundkarottensalat gelang uns noch ganz gut. Da Mittwoch Markttag ist, waren die Bundkarotten frisch und mit saftigem Grün, das mich an meine Häslein von früher denken liess, denn die mochten das besonders gern. Doch unsere Karotten waren so lang, dass sie in keinen Topf passen wollten. So mussten sie in der Bratpfanne garen. Nach 5-7 Minuten waren sie dann auch noch gar nicht wirklich durch, so blieben sie dann auch im Salat: Recht bissfest. Man könnte sagen, etwas zu bissfest. Aber item. Die gefüllte Lammhuft mit Basilikum wäre ein Traum geworden: gefüllt mit Ricotta, Pesto und Basilikum und umwickelt mit Speck, zart und saftig nach 1,5 Stunden niedergaren! Wirklich ein Traum. Aber leider habe ich den Teil "1 gehäufter Teelöffel verschiedenfarbiger Pfefferkörner" und "im Mörser die Pfefferkörner mittelfein zerstossen" etwas falsch verstanden und zwar wie folgt: "1 ESSLÖFFEL verschiedenfarbiger Pfefferkörner" und "im Mörser die Pfefferkörner mittelGROB zerstossen". Dieser Fauxpas führte dazu, dass die Füllung unser Lämmchen zwar sehr schmackhaft, aber einfach ungeheuerlich scharf wurde. Zum Zeitpunkt des Essens fluchten wir bei jedem spärlich zerkleinerten Pfefferkorn, das wir zwischen die Zähne kriegten, leise über Annemarie und das Rezept, denn dazumal wussten wir noch nicht, dass eigentlich meine Unfähigkeit des genauen Lesens uns diese tickende Zeitbomben in unserem Lamm beschert hatten. Jetzt, beim Blogschreiben (und erneuten konsultieren des Rezepts) fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ein gehäufter Esslöffel ist wahrlich kein gehäufter Teelöffel. Und ein gehäufter Esslöffel Pfefferkörner ist eindeutig zu viel. 

Gestern gab es dann noch eine Kopfsalatsuppe als Vorspeise zu ganz viel Sushi. Die sehr frühlingshafte Suppe schmeckte vor allem nach Kartoffeln, aber war optisch und auch geschmacklich voll in Ordnung. Jetzt beende ich diesen Post und somit das letzte To-do von Freitag und freue mich auf das Wochende und viiiiel Erholung.

265 to go. A.



Dienstag, 8. April 2014

Tag 97 - Der Terrinentag

Annemarie, Annemarie.

Heute haben wir dir alle Ehre gemacht. Wir haben nicht nur 3 Rezepte an einem Tag gekocht - nein - eines davon war auch noch die seit 4 Tagen vor uns hergeschobene Morchelterrine, ein Rezept, dem man schon von Weitem ansieht, dass es Zeit und Geduld voraussetzt. Aber beginnen wir von vorne.

Heute Mittag wurde ich mit Spargeln vom Blech begrüsst - weisse, mit Weisswein und Noilly Prat übergossene, im Ofen gegarte Spargeln, die mit einer Mischung aus Dörrtomaten, Petersilie und Knoblauch serviert werden. So lässt es sich leben! Besonders wenn mir A. dann die Hälfte ihrer Portion auch noch in den Teller schiebt: "Spargeln sind so… faserig."



Nach dem Mittagessen blieb nicht viel Zeit für eine Pause. Wir bereiteten zeitgleich das Bärlauchsüppchen und die besagte Morchelterrine mit Kräutersauce zu. Die Suppe war nicht sehr aufwendig und hat richtig gut geschmeckt. Wir würden sie bis jetzt sogar zu unserer Lieblingssuppe küren - natürlich nur die Lieblingssuppe dieses Buches - keine, aber auch gar keine Suppe kommt an die Knedelsuppe meiner Grossmutter heran.


Die Morchelterrine verglich A. während des Kochens mit einer Geburt. Da mussten Pouletbrüstchen mariniert, Knoblauch blanchiert, Cakeformen mit Backpapier ausgelegt (wir besitzen leider keine Terrinenform), Morcheln eingeweicht und Kräuter gehackt werden. Die Pouletmasse musste immer schön kühl bleiben und auch der Rahm, mit dem sie püriert wurde, sollte absolut kalt sein, die Morcheln brauchten jede Viertelstunde frisches Wasser, die Knoblauchzehen wurden nach jedem Blanchieren fachgerecht abgeschreckt und das Backpapier musste gebuttert werden. Als die Masse der Terrine dann endlich fertig in unserer Cakeform lag, mussten wir sie mit Alufolie gut verschliessen und ihr in unserer Gratinform ein Wasserbettchen bereit machen, um sie dann mitsamt diesem in den Ofen zu schieben. (In unserem Kochbuch steht nicht, warum man das so macht - es wird vielleicht auf immer ein Mysterium bleiben.)
Nach 30 Minuten Garzeit muss man die Terrine wieder abkühlen lassen und dann kühl stellen, nur um sie eine halbe Stunde vor dem Essen wieder aus dem Kühlschrank zu nehmen, zu schneiden und zu servieren. Da ist es also, unser Baby:


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Terrine vor allem nach Knoblauch und der Kräutersauce schmeckt. Das Poulet ist unserer Meinung nach etwas zu dezent und die Morcheln sehen in unserer Variante nicht halb so appetitlich aus wie bei Annemarie. Aber immerhin: die Masse ist fest, geniessbar und einigermassen präsentabel - ein Experiment, das wir aus Zeitgründen wahrscheinlich nicht wiederholen werden.

268 to go.
N.

Tag 95 - Frühlingsmorgen

Sonntag.
Und während
die Sonne leise
hinter den Bergen 
aufgeht,

hoppeln
zwei süsse
Zopfhäschen
ganz vergnügt
über unseren Tisch.

Genau so
süss wie sie
aussehen, schmecken
sie auch und verschönern
uns den Tag.

Das Leben ist leicht.
271 to go.
N.

Freitag, 4. April 2014

Tag 93 - Zwischen Tür und Angel

Kurz nach dem Arbeiten, kurz vor dem Kino (The Budapest Hotel - wirklich ein besonderer Film, ich würde beinahe lieber über ihn schreiben, als über unser Essen..!!) kochen wir, so ganz zwischen Tür und Angel (immer eine von uns muss zu den Küchlein schauen, die andere darf sich parat machen), Spinatküchlein. Etwas uncool, müssen wir beide zugeben, denn das einzige, was wir wollen, ist ein Möbel mit vier Beinen, das mit B anfängt und mit ETT aufhört. So scheint weder das Kochen, noch das Kino eine besonders tolle Idee zu sein. Doch zum Glück machen wir beides. Denn erstens schon wieder ein Rezept hinterher zu hinken macht keinen Spass, zweitens waren die Spinatküchlein eine gute Vorspeise (nach dem Kino gab es Suuuuushiiiiiiii) und drittens war der Film einfach sehenswert. Darum sind wir stolz, dass wir trotz Arbeiten, Studium (meinerseits) und Schlafmangel uns manchmal aufraffen können und sowohl unseren Kochplan einhalten, als auch uns kulturell weiterbilden. Mehr bleibt mir heute nicht zu sagen. Schönes Wochenende!


272 to go. A. 

Donnerstag, 3. April 2014

Tag 92 - Kraut und Rüben


Was auf der Abbildung Nummer 1 wie Rhabarber oder Karotten aussieht, sind die Stiele von Krautstiel (was dasselbe wie Mangold ist?!). Schon beim Rüsten schauen wir ungläubig auf die rot-orange-gelben Stiele unseres Krautstiels, die im Vergleich zum Bild im Rezeptbuch eine wirklich ungewöhnliche Färbung haben. Aber viel zu grübeln gibt es nicht, denn wir sind in unserer kleinen Küche zu viert und wollen 1) Krautstiele mit Rohschinken und Parmesan, 2) Spinatrisotto und 3) noch ein Fleisch dazu kochen. Bei letzterem handelt es sich um ein Rezept aus dem Internet und heisst so etwas wie Schweinefilet aux prunes im Speckmantel. Man höre schon - ein wahrlich grosses Menü für einen Mittwoch Abend. Während wir uns in Arbeitsteilung bemühen und ich nach der 3 Zwiebel kaum mehr aus meinen Augen sehen kann, haben wir alles soweit, dass es losgehen kann. Nach 30 Minuten können wir die Vorspeise (Krautstiele) geniessen und tatsächlich schmeckt sie auch sehr gut. Der herbe Geschmack erinnert mich an Spinat, wobei N. verlauten lässt, dass Krautstiele sicher mit Spinat verwandt sind - sie sind ebenfalls grün und wachsen aus der Erde. 
Der Risotto hat dann tatsächlich Spinat drin und schmeckt ganz passabel. Irgendwie haben wir es geschafft, dass er ganz anders aussieht, als auf dem Foto. Aber der grosse und wundervolle Lichtblick auf unseren Tellern ist das Fleisch. Auf den wunderbaren süsslichen und doch sämigen Geschmack kann aber hier nicht weiter darauf eingegangen werden, denn was nicht im Buch steht, gehört auch nicht in diesen Blog. 

273 to go. A.




PS: Beinahe hätte ich es vergessen: Wir haben natürlich auch noch einen Mandel-Osterfladen gebacken. Nur leider haben wir ihn sowohl im Blog, als auch beim fotografieren vergessen. So wird er leider nur in einem PS erwähnt, auch wenn er gar nicht mal so schlecht gewesen ist.

Dienstag, 1. April 2014

Tag 90 - 3 Monate

Da wären wir also. Ganze drei Monate kochen wir uns nun schon durch Annemarie's Rezepte, erleben Höhen und Tiefen, sind begeistert und entgeistert und werden dabei oft gefragt: 

"Wird euch das Ganze nicht zu viel?"

Nein, lautet dann meist meine Antwort, und es ist eine ehrliche. Kochen macht Freude, und Kochen würden wir ja sowieso - mit unserem Projekt erübrigt sich die Frage, was es denn heute geben soll, das Einkaufen wird gezielt und speditiv und für Abwechslung ist gesorgt. Und gerade die Tatsache, dass ein Dessert hier oder eine Vorspeise dort es uns ermöglichen, auch mal zwei Rezepte an einem Tag zu kochen, macht unser Projekt auch organisatorisch zu keiner Unmöglichkeit.

So entdecken wir zum Beispiel Nasi Goreng (das alle Tip-Topf-Kochschul-Kinder mit Schinken, Poulet, Nüssen und Curry kennen dürften) in einer Variation mit Rindsfleisch, Sojasauce, frischem Ingwer, Frühlingszwiebeln und Lattich - einfach herrlich! Oder wir geniessen gefüllte Kopfsalatblätter mit Hüttenkäse, einen frischen Salat, der mit Ei, Frühlingszwiebeln, Radieschen, Kürbiskernen, Hüttenkäse (und trotz Gurken) zu überzeugen vermag. 






Ich kann also ehrlich sagen: Unser Projekt macht Spass!

Meistens.

Sagen wir, wenn nicht gerade Geflügelleberspiesschen mit Salbei und Champignons auf dem Plan stehen. So wie heute.

Dann zieht sich nämlich schon der so speditive Einkauf in die Länge. Bis wir Hühnerleber finden, die wir nicht tiefgefroren und zu 300gr kaufen müssen, vergehen 4 Geschäfte und fast 2 Stunden. (Wir haben beschlossen, die Menge der Hühnerleber auf ein Minimum von 50 Gramm zu reduzieren und alle, die jetzt fragen: "Aber warum denn nur?" haben offenbar keine so richtig heftige Abneigung gegen den Gedanken, Innereien essen zu müssen (so wie wir)).

Dazu kommt noch, dass, wenn man Hühnerleber kocht, offenbar alle Metzger sehr interessiert an den kulinarischen Plänen sind. 

Hühnerleber? - Ja, ich weiss, wir sehen nicht nach Innereien-Essern aus.
Was machen Sie denn? - Spiesschen mit Salbei.
Ist das gut? - Keine Ahnung. 
Müssten Sie da nicht eher Herzen nehmen? - Oh Gott, nein!
Wir haben Kalbsleber, das schmeckt fast gleich? - Nein, da geht es uns ums Prinzip.
Sie werden den Unterschied nicht merken. - Es geht trotzdem ums Prinzip.
Wollen sie wirklich nur 50 Gramm? - Ja, danke, das reicht.
Uh, das wäre nichts für mich. - Ach tatsächlich? Wir können es kaum erwarten.
Dann lieber ein gutes Stück Fleisch! - ACH WAS SIE NICHT SAGEN!!

(Die Armen können ja nichts dafür - sie denken, wir kaufen und kochen das freiwillig.)

Etwas angeekelt, aber auch sehr neugierig, spiessen wir die Lebern mit Salbei, Speck und den Pilzen auf und braten sie. Da ist überall noch Blut und was mich beim Fleisch kein bisschen stört, stösst mich bei der Leber irgendwie ab. Die reinigt doch das Blut? Was unser Huhn wohl alles so getrieben hat? Hat es getrunken? Geraucht? Wie wild Antibiotika-Körner gepickt?



Ich versuche es trotzdem. Mutig schnappe ich mir ein Leberstück und beisse hinein. Die Konsistenz. Der Geschmack. Der Nachgeschmack. Die Konsistenz. Trotzig gable ich ein zweites Stück auf (denke: das kann Annemarie doch wohl nicht ernst meinen) und schiebe es in meinen Mund. Ich weiss nicht, ob ich es schon erwähnt habe: Die Konsistenz. Der Geschmack. Der Nachgeschmack. Die KONSISTENZ. Und zum ersten Mal in unserem ganzen Projekt schiebt A. die zwei Stückchen Leber, die da noch auf dem Teller liegen, demonstrativ von uns weg und meint in ganz beschützendem Tonfall: "Nein, das essen wir nicht fertig."

An Tagen wie heute braucht unser Projekt etwas mehr Energie. Etwas mehr Durchhaltevermögen. Etwas mehr Motivation. Aber es sorgt auch dafür, dass wir immer eine gute Geschichte auf Lager haben. Und wissen, dass wir definitiv keine Hühnerleber mögen.

276 to go.
N.