Sonntag, 13. April 2014

Tag 102 - Als wären wir Gäste

Vor einigen Jahren habe ich im Winter für einen Monat in Fribourg in einer Zimmermannsfirma gearbeitet. Die Idee dabei war, in einen völlig unbekannten Berufssektor Einblick zu erhalten und Französisch zu lernen. So schliff ich während 7 Stunden täglich Holzbalken, wischte Böden, verlegte Kabel und schraubte, was das Zeug hielt. Und da gab es keinen besseren Moment im Tag als das Mittagessen. Ich durfte beim Chef zu Hause essen - und obwohl die Rezepte mir grösstenteils unbekannt waren - und ich nicht immer alle Zutaten mochte - so ass ich trotzdem mit einem Riesenappetit - Riesenmengen. Ich hatte Hunger! Und so entdeckte ich immer wieder Gerichte, die mir schmeckten, obwohl ich das nie gedacht hätte.

Ein bisschen erinnert mich unser Experiment immer wieder an diese Zeit. Wir kochen Rezepte, die wir nicht kennen, die wir noch nie ausprobiert haben, von denen wir nie wissen, wie sie schmecken. Die Zutaten sind nicht alle immer auf unserer Lieblingsliste, aber es stellt sich nie die Frage, ob wir das Gekochte essen wollen, oder nicht - ein bisschen, als wären wir bei uns selbst zu Gast. Und immer wieder entdecken wir so Erstaunliches. Zum Beispiel, dass wir Lattichrouladen mit Brät und Gemüse absolut gerne mögen. Trotz Brät. Trotz Peperoni. Dann prosten wir einander zu: "Sehr fein! Und nochmals herzlichen Dank für die Einladung!"
264 to go.
N.

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