Montag, 21. April 2014

Tag 110 - Ein Halleluja für ein Wiegemesser

Als erster Gastblogger in diesem Projekt sitze ich mit gemischten Gefühlen vorm Laptop. Also, es ist mir eine Ehre, aber a) hat man an Gäste doch immer besonders hohe Erwartungen (wie z.B. auch bei Gastdozenten, Gastköchen, Gastmusikern und so weiter und so fort), b) hat man als Gast aber trotzdem irgendwie die Narrenfreiheit, das zu tun, was man will, besonders wenn man c) wie in meinem Fall der erste Gast seiner Art ist und die Messlatte für folgende Gäste erst zu stecken hat.

(Dieser philosophisch angehauchte Exkurs ist wohl darauf zurückzuführen, dass ich gestern mit Freunden feiern war. Ergo bin ich heute müde und das bringt mich oft erfolgreich dazu, die eigentliche Arbeit vor mich hin zu schieben und stattdessen über allen möglichen Käse nachzudenken. Also, weiter im Text.)

Ich nehme mir hier also die Freiheit des Gastbloggers, bei aller Liebe zu N. & A. doch auch etwas zu bemängeln: Mädels, WARUM macht ihr so ein grosses Küchenprojekt und rüstet euch nicht dementsprechend aus?!
Das ist natürlich etwas gar dramatisch jetzt (ich teile mit N. einen gewissen Hang zur Überzeichnung von Tatsachen). N. & A. haben eine weit besser ausgestattete Küche als etwa ich oder manch anderer Mittzwanziger, aber dennoch, zwei elementare Dinge fehlen, die da wären: eine anständige Käse- bzw. Gemüsereibe und ein Wiegemesser.

Besonders an Tagen wie diesen fällt das sehr schwer ins Gewicht, weil etwa drei Viertel aller Arbeitsschritte daraus bestanden, Dinge fein zu hacken oder zu schneiden oder zu reiben. Not macht erfinderisch, und so haben wir zum Beispiel für die Karotten-Julienne einfach den Sparschäler zur Hand genommen und die Scheiben dann in feine Streifen geschnibbelt. Ging zwar nicht schlecht, aber wir waren schon darauf eingestellt, die Küche nicht vor morgen früh wieder zu verlassen. Weil neben den Karotten auch noch der Weisskabis, die Radieschen, die Erdnüsse, der Schnittlauch, der Thymian, die Petersilie und die Frühlingszwiebeln darauf warteten, in Stücke zerteilt zu werden, die uns schon beinahe atomar klein erschienen (jaja, die Dramatik).

Um die sich allmählich einschleichende Motivationskrise in ihren Anfängen zu ersticken, kam N. der glückliche Einfall, ihren aktuellen Ohrwurm mit uns zu teilen: "Halleluja, Jesus lebt." (Man merkt, dass sie an Ostern zurück im Bündner Heimatdorf gewesen war.)
Diese Anekdote tut zwar nichts zur Sache, aber sie rechtfertigt den Titel dieses Eintrags, und es ist einfach so absurd, N. Kirchenlieder singen zu hören, deshalb wollte ich das noch kurz erzählt haben. 

Wie ein ehemaliger Arbeitskollege von mir zu pflegen sagte: "Was lernemer druus?"
-Der Coleslaw hat sensationell geschmeckt (vor allem die Soosse, die dank Nature-Joghurt nicht halb so schwer war wie diejenige die amigs am gekauften Coleslaw dran ist und vor Mayonnaise strotzt; und das sage ich als grosser Mayonnaise-Liebhaber).
-Das Poulet war zwar aussen nicht so knusprig, wie es auf Annemaries Fotos aussieht, aber herrlich essigig-thymianig im Geschmack.
-Die Kresse für den Eiersalat ist zu knapp bemessen.
-Dafür berechnet Annemarie für ihren Coleslaw viel zu viel Weisskabis und Karotten.
-Harte Eier lassen sich einfach nicht schön in Scheiben schneiden.
-Die Vinaigrette mit fein gehackten Radieschen und Erdnüssen in Ehren, aber: der Ertrag rechtfertigt den Aufwand eindeutig nicht.

Immerhin weiss ich jetzt, was ich den Mädels auf den nächsten Geburtstag schenke.
Danke übrigens fürs Kochen, an dieser Stelle. Ich bin regelmässiger Gast bei N. & A. und offenbar immer noch gern gesehen.

255 to go.
Schluss für heute. Aber heute ist nicht alle Tage - ich komm wieder, keine Frage!
Gabriel


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