Dienstag, 27. Mai 2014

Tag 146 - Enttäuschung

Oh je! Das ging ja mal ins Auge. Seit langem freuen wir uns schon auf die Spargeln im Mandelhemd und heute, voller Elan und gutem Willen, wollte ich sie schon zu Mittag auftischen, wenn N. von der Arbeit nach Hause kommt. Etwas lange bei der Rezeptanweisung "die Stangen schräg einmal halbieren" verweilend (was soll das bitte schön heissen?) war das Mittagessen weder auf dem Tisch noch in der Pfanne. So panierten wir beide die Spargeln mit Mehl, Eier und Mandeln (natürlich hatte ich statt geschälte, ungeschälte Mandeln) und versuchten sie danach in der Bratpfanne gleichmässig braun zu braten. Da aber die Mandeln nicht wirklich gut an den Spargeln hafteten und das Mandelhemd - metaphorisch gesprochen - löchrig war, gelang das mit dem gleichmässig braun braten nicht wirklich (Wie ihr auf dem Foto seht). Wir können nur von Glück reden, dass ihr das originale Bild nicht sehen könnt, denn bei einem Vergleich würden wir tatsächlich vor Scham im Erdboden versinken. Jetzt ist das Mittagsmahl aus, ich für meinen Teil bin noch hungrig, denn diese Spargeln im Mandelhemd waren tatsächlich eine Enttäuschung, nicht nur optisch, sondern auch kulinarisch. Der Tag kann ja nur noch besser werden…

218 to go. A.

Montag, 26. Mai 2014

Tag 145 - Selbstdiagnostik

"Sie, wieso muss ich eigentlich etwas lernen, dass Sie nicht können?"

Äh, Moment, so habe ich das nicht gemeint, als ich sagte, den Namen dieser Blume wisse ich jetzt auch nicht auswendig, da müsse ich auch im Bestimmungsbüchlein nachschauen - aber trotzdem: natürlich sollen meine Schüler etwas lernen, dass ich nicht kann. Schliesslich lernt man ja bekanntlich ein Leben lang, besonders, wenn man sich ein Projekt wie das unsere vorgenommen hat. So auch in den letzten zwei Tagen. Es standen ganze 4 Gerichte auf dem Plan, von denen ich an jedem einzelnen etwas auszusetzen hatte. 

Gehen wir es an:

23. Mai:
Rotzungenröllchen mit Gurken an Senfsauce
(Wüäh Fisch. Und - wie ihr alle wisst - wüüüüüüüüüüüääääääääääääähhhhhhhhhh Gurken.)

25. Mai:
Kirschencreme
(Es wäre übertrieben zu sagen, ich möge keine Kirschen, Kirschen sind okay, ich kann einfach die grossflächige Begeisterung der Allgemeinheit nicht nachvollziehen. Ausserdem: ohne Schokolade.)

26. Mai
Radieschensuppe
(Auch Radieschen gehören nicht auf meine Nahrungsmittel-Hitliste. Besonders skeptisch war ich, dass bei diesem Gericht auch die Blätter der Radieschen gekocht und püriert werden.)


28. Mai
Rindshuft mit Lauch und Shiitakepilzen
(Überall hets Pilzli dra - i hasse da, i hasse daaaa.)


Ja, wir waren fleissig - und nun zu meinen Lernfortschritten und den weiteren Förderzielen:

1. N. hat erkannt, dass Gurken (wider jeglicher Logik) gekocht mit Rahm und Bouillon gut schmecken können. Über ihren Schatten zu springen, das Gericht zu probieren und zugeben zu können, dass es ihr mundete, war für N. ein grosser Schritt. Das Ziel wäre, dass N. auch in Zukunft mit Gurken vermehrt positive Erfahrungen machen kann.

2. N. konnte die Kirschen in der Kirschencreme voll und ganz geniessen, obwohl diese nicht einmal püriert, sondern in ganzen Stücken mit Joghurt, Rahm und Zucker gemischt wurden. Obwohl sie keine zweite Portion wollte, konnte sie die Creme (trotz der Abwesenheit von Schokolade) als vollwertige Nachspeise anerkennen. In der Zukunft soll sich N. vermehrt von ihrer Fixierung auf Schokolade lösen und sich anderen Desserts gegenüber (besonders jenen, die Früchte enthalten) öffnen können.

3. N. hat die Radieschensuppe genossen. Sie hat weder gejammert, noch in sonst irgend einer Weise protestiert. Dieses Verhalten sollte unbedingt positiv bestärkt werden!

4. N. hat dieses Pilzgericht selbst gekocht, geplant und die Zutaten dafür eingekauft. Sie hielt sich überraschenderweise an die korrekten Mengenangaben von Pilzen und Fleisch. Auch während des Servieren schien sie in keinem Moment versucht, sich mehr Rindshuft als Pilze auf den Teller zu häufen. Sogar während des Essens ging sie nicht wie üblich vor - nämlich schnell sämtliche Pilze herunterzuschlingen, um dann in Ruhe das Fleisch essen zu können - nein, sie mischte alle Zutaten und merkte sogar an, man würde die Pilze gar nicht negativ schmecken. Es ist erfreulich, dass N. es geschafft hat, ihre Abneigungen auf solch reife und konstruktive Art anzugehen.

Tja, was soll man da noch sagen?
Lernziel erreicht.
Danke, Annemarie.

219 to go.
N.

Freitag, 23. Mai 2014

Tag 142 - Alles, was ich will, ist kein Dill

Es ist 20:48. Die Küche ist unaufgeräumt. Unsere Bäuche voll und wir im Bett. «Wie alte Leute», meint N. Wir sind fix und fertig, wie immer an Freitagen. Eine anstrengende Woche liegt hinter mir. Und leider müssen wir auch noch zwei Rezepte zubereiten, sonst sind wir unaufholbar im Rückstand. Daher wende ich mich wieder mal einer Artischocke zu. Ich bin es mir ja schon gewöhnt den oberen Drittel abzuhauen und sofort zu entsorgen. So nun auch heute. 30 Minuten später versuche ich die Herzblätter und das Heu (Ja Artischocken haben "Heu" in ihrem Innern) irgendwie aus der gekochten Artischocke zu pulen. Meine Laune sinkt. Das klappt nämlich gar nicht. Und Annemaries Tipp, es gehe am besten mit einem Kugelausstecher…ja da müsste man ein solches Gerät erst besitzen. Für die Füllung der Artischocke schnipsle ich gefühlte hundert Zutaten, die es sich gar nicht zu erwähnen lohnt, denn nach der 50-minütigen Schmorzeit im Backofen sieht alles gleich aus und noch schlimmer: es schmeckt auch alles gleich. Trocken und hart. Ja so viel zu meiner Artischocke. Wir sind froh, wenn die Saison wieder vorbei ist! 
Nun zum zweiten Gericht. N. bereitete die Kalbfleischkugeln an Dillsauce zu. Aus meiner Sicht bleibt mir dazu nur zu sagen: DILL. Es schmeckte nach Dill. Es sah nach Dill aus. Und es roch auch nach Dill. Dill war die Hauptzutat sowohl der Sauce, als auch der Fleischbällchen (die für einmal nicht in der Bratpfanne angebraten, sondern in Bouillon gesiedet wurden). Und unter dem Strich: Dill ist dominant. Und ich mag keinen Dill. 

223 to go. A. 



Donnerstag, 22. Mai 2014

Tag 141 - Harry Potter in der Küche

So - und zwar genau so - stelle ich mir einen gelungenen Feierabend vor. 

Heute kochen wir Italienische Kalbsfleischtaschen, und während wir Salbei hacken, Ricotta und Mascarpone glattrühren, Cherrytomaten schneiden, Pinienkerne rüsten und Risottoreis andünsten, fachsimpeln wir über meine allerliebste Bücherreihe, die wir - zum vielleicht zehnten Mal - wieder lesen. Wir tauschen neue Entdeckungen aus, finden heraus, dass Lord Voldemorts bürgerlicher Name (Tom Marvolo Riddle) in der französischen Version doch tatsächlich mit Tom - Achtung: ELVIS - Jedusor übersetzt wurde (das ist ja mal wieder typisch) und sind uns einig, dass Alastor Moody in den Filmen eine absolute Fehlbesetzung ist. 

Wir sind so im Schwung, dass die Arbeit sich - wie von Zauberhand - beinahe selbst erledigt. Die flach geklopften Kalbsschnitzel füllen sich mit Schinken, Käsemischung und Salbei, die Tomaten tanzen mit den Pinienkernen in der Pfanne. Und während unsere Fleischtaschen im Ofen nachgaren, kritzeln wir Anagramme auf einen kleinen Zettel und versuchen herauszufinden, wie der französische Übersetzer einen besseren Job hätte machen können. (Wie wäre es gewesen mit: Tom Vostlerol Riddle - est Lord Voldemort? (Aber jemandem, der Hogwart zu "Poudlard" umbenennt, ist wohl kaum mehr zu helfen…)) 




Und wie Magie schmeckt unser Gericht dann auch: Die Pinienkerne und der Salbei passen einfach herrlich zum feinen Kalbsfleisch und dem crèmigen Risotto. Da lässt sich zum Schluss ja wohl nur sagen: "The scar had not pained Harry for nineteen years. And all was well".

225 to go.
N.

Dienstag, 20. Mai 2014

Tag 139 - C wie Crevette

Oh welch eine Aufregung in der Küche!!! Wir hatten heute eine Crevette zu Gast… und zwar nur eine einzige, denn als wir vor der Vitrine bei Marinello standen und auf die unappetitlichen, grauen, bebeinten Crevetten starrten, schauerte es uns kalten den Rücken runter. Ja, ihr habt richtig gelesen: Die Crevetten hatten noch Beine. Und wenn ihr euch nun eine rosa/orange Crevette vorstellt (so wie wir es uns gewohnt sind) - das sind nur die gekochten Crevetten. Rohe sind grau. Mit unserer einen einsamen Crevette im Rucksack machen wir uns auf den Heimweg. Während N. und unsere liebste Nachbarin A. die Pouletstreifen mir Oliven und Cherrytomaten zubereiten (Hauptgang), widme ich mich ganz dem lieben kleinen Krebschen. Sein Panzer lässt sich ganz leicht entfernen (die Beine fallen auch gleich mit ab und Augen hat es zum Glück keine mehr). Ich arbeite ganz fasziniert, während N. nur noch durch den Mund atmet, denn die Crevette füllt mit ihrem "Geruch" die ganze Küche. Nun stand im Rezept, dass ich sie am Rücken aufschneiden solle, um den schwarzen Darmfaden zu entfernen…Iiiiiiihhh… aber zu allem bereit nehme ich das Skalpell (sprich: Messer) und fahre sanft der Rückenlinie entlang. Auf alles gefasst suche ich im weissen Crevettenfleisch nach einem schwarzen Darmfaden, aber unsere hat keinen davon! Keine Ahnung wo er geblieben ist! So konnte ich die Crevette ohne weitere Probleme marinieren. Zum Schluss landete sie in der Bratpfanne (verpestete erneut die Küchenluft) und als Endstation dann auf der von mir mit Liebe zubereiteten Avocado-Vinaigrette. Übrigends hatte die Crevette nun auch eine rosa-orange Farbe. Das ist ja alles schön und gut, nur geschmeckt hat sie uns beiden nicht. Der Hauptgang hingegen schmeckte ganz passabel. Aber natürlich nichts Aufregendes, schon gar nicht im Anbetracht der skalpierten Crevette!!!

226 to go. A.



Sonntag, 18. Mai 2014

Tag 137 - Sonntags im Coop

Vielleicht könnt ihr euch noch daran erinnern, wie ich von Schweizer Höflichkeit und dem fast peinlich zurückhaltenden Anstehen im Coop an unserer Ecke erzählt habe. Nun - heute muss ich diese Aussage etwas revidieren. Sie gilt - aber nicht für den Sonntag. Normalerweise meiden wir Sonntags den Coop am Stadelhofen wie der Gehörnte das Weihwasser. Nur heute liess es sich für einmal nicht vermeiden, wir mussten einkaufen gehen (gestrige Faulheit rächte sich mit hämischem Lachen) und bekamen bestätigt, was wir sowieso schon wussten: 
An einem wunderschönen, sonnigen, freien Frühlingssonntag findet man in den Katakomben des Bahnhofs Stadelhofen nichts weniger als die Hölle auf Erden. Menschen, Menschen, überall Menschen. Verzweifelte Eltern schieben schreiende Kinder im Einkaufswagen vor sich her, ältere Leute versuchen, sich durch die Massen zu zwängen, ohne umgeworfen zu werden, in der Mitte des Ladens treffen sich die Schlangen der beiden Kassen (die sich an gegenüberliegenden Enden befinden) und niemand weiss so recht, wo er jetzt nun eigentlich anstehen soll. Irgendwann entscheidet man sich für 40 Quadratcentimeterchen und hofft, von niemanden "Entschuldigen-Sie-aber-ich-stehe-da-auch-an" angefahren zu werden. Teenager kommen vom See und decken sich mit einer neuen Ladung Energy-Drinks ein, eine alte Frau schimpft auf Französisch mit mir, und ein Alki, der sich nur mit neuem Bier ausrüsten will, versteht nicht, wo die Schlange beginnt und wird mehrmals mit herablassenden Blicken zurechtgewiesen.
Leid tun uns eigentlich nur die Angestellten. Die Kassierinnen tippen, als gäbe es kein Morgen und schaffen es so, dass sich die Schlange in aushaltbarem Tempo vorwärts bewegt und die restlichen Mitarbeiter schieben sich mit Waren durch die vollgestopften Gänge, um die leeren Regale wieder aufzufüllen. Das ist wahrscheinlich auch mit Sonntags-Zuschlag kaum auszuhalten.

 Nun, eigentlich wollte ich euch ja erzählen, was wir eingekauft haben.

Heute gab es Kalbsröllchen mit Salbei und einen Spargelsalat an Senfdressing. Für die Kalbsröllchen benötigt man Pinienkerne, die mit Philadelphia und Eigelb zu einer Füllung werden. Die Kalbsröllchen werden eingedreht und mit einem Salbeiblatt fixiert. Anschliessend werden sie angebraten und mit einer Salbei-Crème-Fraîche-Noilly-Prat-Sauce serviert. Für den Spargelsalat braucht man weisse und grüne Spargeln, Senf, etwas Bouillon, Sauerrahm und Öl. Mit diesen Zutaten zaubert man im Nu einen einfachen, aber sehr schmackhaften Salat.




Ich denke, ihr seht es schon: beide Gerichte haben hervorragend geschmeckt! Es kam noch dazu, dass wir sie (das erste Mal in diesem Jahr) auf unserem - heute mit frischen Kräutern geschmückten - Balkon geniessen durften, mit blauem Himmel, Blick auf den grünen Kirschbaum und Temperaturen, von denen wir die letzten Wochen nur geträumt hatten. Und während wir mit diesem wunderbaren Nachtessen unseren Tag ausklingen liessen wurde uns wieder einmal bewusst, dass man manchmal durch die Hölle gehen muss - um im Paradies zu landen.

228 to go. 
N. 

Freitag, 16. Mai 2014

Tag 135- Der gute Küchengeist im pastellfarbenen Gewand



Welch ein Farbenspiel! Beim Anblick unserer Spargeln mit Grapefruitsauce schlägt mein Herz höher: Die leicht lachsfarbenen filetierten Grapefruits auf den pastellenen Spargeln und der etwas helleren Sauce, mit grüner Kresse garniert…Ein Augenschmaus! Wahrlich ein Kunstwerk.
In so hohen Tönen lobe ich unsere Spargeln. Denn sie sind auch tatsächlich sehr sehr gut. Die ganz leicht bittere Grapefruitsauce passt hervorragend zu den Spargeln und die Süsse der filetierten Stücke rundet das Ganze einfach einmalig ab. Ja, das ist schon sehr sehr lange nicht mehr vorgekommen: dass ich ein Rezept so zu loben vermag. So muss ich die rare Gelegenheit beim Schopf packen und es so geniessen, wie die Spargeln auf dem Teller.
Natürlich waren wir anfänglich skeptisch und von den schlechten Erfahrungen der letzten Tage in etwas gedämpfter Stimmung. Doch nachdem ich gestern neue Fuchsien für den Balkon gekauft habe (deren Farben in ähnlicher Pracht erstrahlen, wie die Spargeln an ihrer Sauce) und heute das Pflanzenkonzept zu meiner vollen Zufriedenheit fertig ausgearbeitet habe (mit noch einer Fuchsie aus dem Migros) habe ich so prächtige Laune, dass ich mich an das zweite Rezept, den gefüllten jungen Fenchel, heranwage. N. rüstet die Spargeln und die Grapefruits, während ich den Fenchel aushöhle, hacke und mit diversen Zutaten in Butter dünste. Ich ahne schon, dass mein Rezept nicht wirklich etwas an unserem Fluch ausrichten kann - N.s Abneigung - geradezu Wiederwillen - gegen Fenchel werde ich selbst dann nicht ändern können, wenn ich den Fenchel in Schokolade tunken würde…Und das möchte, wie ihr ja wisst, was heissen! Ich lasse mir meine gute Laune auch nicht trüben, als N. nach dem ersten Bissen meines Gerichts die Nase rümpft. Mir schmeckt es zwar gar nicht mal so schlecht. Vor allem die Füllung mag mich zu überzeugen. Natürlich nichts im Gegensatz zu N.s Spargeln, die wirklich nur in besten Tönen gelobt werden müssen.
Ja, so geht eine längere Reihe von unbefriedigenden Rezepten und Fehlschlägen heute mit den Spargeln mit Grapefruitsauce zu Ende. Und wir hoffen, dass unser guter Küchengeist sich morgen wieder zeigen möge…so wie sich hoffentlich auch wieder die Sonne zeigt.
Am abendlichen Himmel sehe ich sie untergehen und wunderschöne Pastellfarben an den Himmel und in die Wolken malen. Aber Moment mal….solche Farben habe ich doch heute schon einmal gesehen…ja natürlich, auf meinem Teller….!!!!

230 to go. A.


Dienstag, 13. Mai 2014

Tag 132 - Die tapferen Köchinnen

Regelmässigere Leserinnen und Leser wissen es bereits: wir sind verflucht.

Verflucht von der bösen Küchenfee.

Verflucht, zu scheitern. 

Jeden Tag.

Lassen wir uns dadurch aufhalten?

Geben wir deswegen auf?

Niemals!!

Wie immer übertreibe ich natürlich ein bisschen. Aber es scheint wirklich so, dass im Moment kein Rezept ohne kleinere Pannen unsererseits (ooooooooder Annemarie-seits) über die Bühne geht. So war leider auch der gestrige Abend relativ arbeitsaufwendig - und mittelmässig erfolgreich. Wir versuchten uns an den filigranen Gefüllten Zucchettiblüten mit Tomaten-Vinaigrette und am Kaninchen-Pilaw. 

Es fängt bereits in der Migros an. Mit dem Kaninchen aus Ungarn und einem höllisch schlechten Gewissen stürmen wir anschliessend den Coop (gar kein Kaninchenfleisch) und ergattern die letzten, leider nicht mehr ganz frischen, Zucchettiblüten. 

Die erste Viertelstunde in der Küche verbringe ich deshalb damit, das Verfaulte von den Blüten zu schneiden, die Verfaulungsreste von den unverfaulten Blüten zu wachen und wie eine Verrückte an jeder Zucchetti zu schnuppern um wirklich sicher zu gehen, dass nun alles geniessbar und für die Füllung bereit ist. 

Das Kaninchen-Pilaw stellt sich als einfacher - aber als relativ uninspirierend heraus. Natüüüüüürlich braucht es wieder einmal Rosinen und hach - siehe da - Peperoni, ansonsten bleibt die Liste aber relativ einfach und bescheiden - etwas Petersilie, etwas Minze, Reis, Olivenöl, Bouillon und ein paar Gewürze. 




 Beide Gerichte schmecken schliesslich ganz gut. Die Zucchetti selbst bleiben unspektakulär, die Blüten mit der Ricotta-Füllung sind lecker. Das Pilaw ist vor allem eins - langweilig - und schmeckt hauptsächlich - wer hätte es gedacht - nach Peperoni. Geniessbar ist beides, nur gute Laune macht weder das eine noch das andere  und um nicht alles an Annemarie auszulassen, verschiebe ich das Blogschreiben auf - nun - heute. 

Ungebrochenen Mutes kochen wir auch heute weiter. Zitronennudeln mit Rucola. Und siehe da: Dieses Rezept gelingt uns ohne (grössere) Pannen - okay, zugegeben, die Sauce ist einmal übergekocht und hat sich über den halben Herd verteilt, aber da schauen wir grosszügig darüber hinweg - aber ansonsten ergaben Peterli, Rucola, Zitronensaft, Tagliatelle und Rahm ziemlich genau das von Annemarie geplante Rezept - phu. Und so ein Erfolg schmeckt - gerade nach einigen Niederlagen - sehr sehr lecker. Ich schmolle nicht mehr. Und packe die weisse Fahne aus. Frieden, Annemarie, Frieden.



Ausser…

Nein, nichts. Das Rezept war wirklich super.

(Ich werde es nicht sagen.)

Also, das wären ... wie viele to go? 

(Okay, es muss doch noch raus.)

Ausser, dass die Menge unserer Meinung nach für dieses Rezept falsch ist. Die 250 Gramm Tagliatelle reichen vielleicht für vier Personen, wenn 3 davon unter 5 Jahre alt oder alle 4 Topmodels sind. Zu zweit verputzen wir diese Menge jedenfalls mir nichts, dir nichts - und haben einiges an Sauce übrig.

Abschliessend möchte ich mich für die Unterstützung in diesen harten Zeiten bedanken - bleibt mit uns dran, wir brauchen euch - eines der nächsten Abenteuer hat nämlich Fenchel drin (wüüüüäääh).

232 to go.
N.


Sonntag, 11. Mai 2014

Tag 130 - Rückblick auf ein Wochenende

Nun sind wieder 3 Tage Wochenende vorüber und man könnte sich wundern, ob wir unser Tief, unseren Küchenfluch, schon überwunden haben? 
Am Samstag Abend kochten wir und N.s Mama Curry-Hackfleisch mit Spinat und Reis und überbackene Spargeln an Orangenbutter. Und siehe da, alles scheint zu klappen, keine Verbrennungen, keine angebrannten Spargeln oder Reis, keine Artischocken und auch keine Peperoni. N. kann sogar über die Rosinen im Curry-Hackfleisch hinwegsehen, da es doch alles in allem sehr gut schmeckt. So einfach scheint es: Drei Köche in der Küche (oh wie wundervoll schnell doch alles geht, wenn drei Leute schnätzeln und schnippeln und köcheln), zwei Rezepte = ein gutes Essen!!! Den Schwung des Erfolgs schwingen wir dann auch auf den Sonntag. Voller Tatendrang wenden wir uns den Knusperherzen zum Muttertag zu: wir triumphieren innerlich, denn das Rezept hat nur zwei Zutaten. Schokolade und Mandelstifte. Kiiinderleiiiiicht, denken wir. Und noch in morgendlicher Trägheit beginnen wird. Aber Achtung. Was wir nicht wissen. Schokolade-Schmelzen muss gelernt sein! Und benötigt Konzentration. Damit die Schokolade nicht zu stark gerührt wird nach dem schmelzen und dadurch wieder hart wird. Genau das ist nämlich geschehen. Und so starren N. und ich auf den Klumpen Schokolade, der mit unseren Mandelsplittern beklebt ist. Nein, so sollte das wirklich nicht aussehen! Auch in unserem Rezeptbuch lässt sich keinen Tipp oder Rettungsvorschlag à la "Wenn Sie versehentlich die Schokolade etwas zu hart werden liessen und schon mit den Mandelsplittern vermischt haben - keine Sorge - ich weiss Rat: machen Sie xy und Ihre Knusperherzen werden genauso schokoadig fein umhüllt wie auf obigem Bild". So versuchen wir es halt selbst. Doch auch durch ein erneutes Wasserbad wird die Masse nicht flüssig. Unter Beigabe von Butter wird sie dann zum Glück etwas formbarer und so gelingt dann doch noch das ein oder andere Herz. So sind wir, nach einer absoluten Schreckenshalbstunde, wieder an selbem Punkt wie ende Woche: Mit pochendem Herzen, denn es scheint, wir sind verflucht. 

235 to go. A. 




Donnerstag, 8. Mai 2014

Tag 127 - Beziehungskrise

Annemarie, 

dieses Mal liegt es an dir. Ich musste leider feststellen, dass bei gebackenen Artischocken mit Kräutern meine Liebe für dich aufhört. Müssen wir denn jedes Mal, wenn es um dieses Gemüse geht, die gleiche Diskussion führen? Dass ich keine Lust habe, mühsam den oberen Teil der Artischocke abzuschneiden, die Hälfte der Blätter wegzuwerfen, um mich dann der fast unmöglichen Aufgabe zu stellen, das Heu aus der Mitte herauszukratzen? (Nein ich besitze leider keinen "scharfkantigen" Teelöffel). Auch die Idee, die Artischocken dieses Mal mit Weissbrot, Mandelplättchen und Kräutern zu füllen, kann mich da nicht mehr erheitern. Ich werde zickig und fluche ein bisschen vor mich hin. Das Resultat ist wie erwartet (ich höhne ein bisschen - da ich - wieder einmal - Recht hatte) kein kulinarisches Vergnügen. Der Artischockenboden ist hart und die sonst so zarte Innenseite der Blätter kommt überhaupt nicht zur Geltung. Die Füllung ist zu trocken und … nein, ich werde gar nichts weiter dazu sagen ausser: Ohne mich! (Und wage es jetzt nicht zu behaupten, ich hätte in der Küche etwas falsch gemacht. Das wäre wirklich ein denkbar schlechter Moment.)




Nun, eigentlich dachte ich, dir würde etwas an unserer Beziehung liegen, dir wäre es wichtig, was ich von deinen Rezepten halte, du würdest meine Meinung schätzen und mit dem nächsten Rezept vielleicht eine Versöhnung ansteuern. Aber was sehe ich da? Peperonisalat mit Lauch und Feta. Du weisst doch, dass ich keine Peperoni mag? Und dann müssen da auch noch Oliven drauf? Und die Peperoni müssen geschält werden, was nach kurzem Backen mit Grillfunktion (habe ich denn eine Grillfunktion bei meinen schon erwähnten vorsintflutlichen Lagerfeuer-ähnlichen Backofen?!) ohne Probleme gehen sollte - na danke schön. Annemarie, du hast wirklich keine Ahnung von Frauen.

Ich schmolle.

Immer noch.

Chrm, chrm.
Ich sagte: ich schmolle.

Okay - wenn du's unbedingt wissen musst: der Peperonisalat war wider Erwarten (und du ahnst wie schwer es mir fällt, das zuzugeben) geniessbar. Vielleicht sogar gut, wenn man Peperoni ein wenig lieber hat als ich. Und die Idee mit dem Feta ist nicht schlecht. Wirklich. 

Annemarie, 

ich mag es nicht wenn wir streiten. Das macht meinen Alltag anstrengend und mein Nachtessen einiges weniger genüsslich. Wenn ich aber in deinem Kochbuch einige Seiten weiter blättere, Spargeln mit Orangenbutter und Curryhackfleisch mit Spinat oder Knusperherzen (aus Schokolade) studiere, sehe ich unserer gemeinsamen Zukunft doch optimistisch entgegen.

238 to go.
Deine
N.

Dienstag, 6. Mai 2014

Tag 125 - Küchenfluch

Vielleicht liegt ja wirklich ein Fluch über uns? Und wenn ja, böse Hexe, wie können wir ihn aufheben? Bei Vollmond drei mal um eine hundertjährige Eiche hüpfen? Die pochierte Pouletbrust gelang uns zwar sehr gut, jedoch vergass ich leider, dass eine der Pfannen gerade 45 Minuten im 100 Grad heissen Ofen verbracht hatte und es kam mir erst wieder in den Sinn, als ich sie vom Herd wegnehmen wollte und ihre Henkel sich in mein Fleisch brannten. Nun tippe ich einhändig, da immer eine meiner Hände in Eiswasser badet. Und auch bei der Frühlingszwiebel-Radieschen Sauce schien der böse Fluch über unseren Köpfen zu hängen. Die Sauce wurde viel zu flüssig und schwamm um unsere Poulets herum. Habe ich zu viel Halbrahm genommen? Oder zu wenig Radieschen und Frühlingszwiebeln gehackt? Und wäre dies nicht genug, brannten danach auch noch unsere Baguettescheiben in der Bratpfanne an. Doch auch mit verbrannten Fingern, etwas schwarzen Broträndern und zu flüssiger Radieschen-Frühlingszwiebelsauce schmeckte unser Essen hervorragend. Auch wenn es etwas zu wenig war…

240 to go. A.

Ps: Falls jemand zufällig wüsste, wie man einen Küchenfluch wieder los wird…bitte dringend melden, unsere Tube Flamacin ist bald schon leer…


Tag 124: Goldmarie und Pechmarie

Es waren einmal, in einem Land unserer Zeit, mitten in einer verträumten Stadt, zwei junge Frauen, die beschlossen hatten, gemeinsam die Rezepte einer grossen Meisterin nachzukochen. Sie schwangen die Löffel, klapperten mit Töpfen und Schüsseln, zauberten Köstlichkeiten und kritisierten weniger gelungene Rezepte. Fröhlich und munter unterstützten sie einander gegenseitig, luden Freunde zum Essen ein und genossen ihr Vorhaben.

Eines Tages jedoch - völlig unerwartet und ohne erkennbare Beweggründe -  kam die böse Küchenfee und verzauberte die Frauen. Die eine sollte fortan nur noch Glück - die andere nur noch Pech in der Küche haben. Alles Flehen und Betteln war vergebens, die Küchenfee hatte gesprochen und verschwand mit einem bösen Lachen. An jenem Abend standen die beiden mit zittrigen Händen am Herd. Die Goldmarie übernahm die Erbsensuppe mit Wasabi-Schaum, die Pechmarie das Schweinsfilet mit glasiertem Pfeffer-Rhabarber. Gemeinsam wollten sie es übernehmen, die Zitronen-Kohlrabi zuzubereiten.

Anfangs sah es ganz so aus, als wäre der Fluch der Küchenfee nur ein böser Traum gewesen. Während die Suppe der Goldmarie so prächtig gedieh, dass sie sich schon um die Kohlrabi kümmern konnte, garte auch das Fleisch der Pechmarie im Ofen herrlich vor sich hin und der Zucker für dessen Sauce karamellisierte so perfekt, dass es eine reine Freude war, den beiden zuzusehen.

Doch dann schlug das Unheil zu. Die Frühlingszwiebeln fehlten! Voller Verzweiflung durchsuchte die Pechmarie den Kühlschrank, die Vorratskammer und den Keller, aber nirgends waren Frühlingszwiebeln zu finden. Traurig begnügte sie sich mit normalen Zwiebeln, den dunklen Schatten des Fluches im Nacken. Zaghaft mischte sie die Rhabarber der Sauce unter und ermahnte sich, gut aufzupassen, diese ja nicht zu lange zu garen, genau so, wie es im Rezept stand. Nun traf es sich, dass die Goldmarie just in diesem Moment Hilfe mit den Kohlrabi brauchen konnte. Die Pechmarie half mit der Zitrone, dem Noilly Prat und der Bouillon und als sie das nächste Mal in ihren Topf sah - wie weinte sie bittere Tränen! Statt ansehlichen Rhabarberstücken mit grünen Frühlingszwiebeln sah sie eine kaum definierbare, rote, matschige Masse, die traurig vor sich hin brodelte.





"Das kann passieren", wurde sie von der Goldmarie getröstet, "das war bloss ein Missgeschick, sieh doch, unser Essen schmeckt immer noch ganz vorzüglich." "Tatsächlich, es schmeckt wirklich hervorragend", schniefte die Pechmarie, "aber wenn ich jetzt gar nie mehr richtig kochen kann? Und immer blöde Fehler mache?" "Unsinn", antwortete Goldmarie, "du wirst sehen, morgen wird es sein als wäre nichts gewesen."

Aber auch am nächsten Tag hatte die Pechmarie kein Glück. Die Zucchetti-Tarte mit Tomaten-Vacherin war zwar so einfach zuzubereiten, dass sie anfangs dachte, dabei könne fast nichts schiefgehen. Doch dann verwechselte sie das Abtropfgewicht auf der Pelati-Dose mit dem eigentlichen Gewicht und mischte viel zu viel Tomaten unter den Käse und den Basilikum. Sie bemerkte ihren Fehler erst, als die Tarte, zugedeckt mit in Scheiben geschnittenen Zucchetti, auch nach 30 Minuten im Ofen immer noch matschig, feucht und wässrig war. Auch weitere 10 Minuten auf 200 Grad konnten ihren Fehler nicht mehr ausbessern und obwohl die Tarte immer noch sehr gut schmeckte, fühlte sich die Pechmarie, als wäre sie von allen guten Küchengeistern verlassen worden. Zaghaft schaute sie an jenem Abend hinauf in den Himmel, zählte die Sterne und hoffte auf eine Sternschnuppe, die sie von ihrem Unheil wieder befreien würde.


241 to go.
N.

Sonntag, 4. Mai 2014

120 - Erdbeeren mit Erdbeeren an Erdbeersauce

Während wir unsere Thurgauer Erdbeeren löffeln, wird uns langsam klar, dass es doch schon Mitten im Frühling ist. Auch wenn es die letzten Tage geregnet hat als gäbe es kein Morgen, reifen in der Schweiz Erdbeeren und schmecken sogar danach. Wir machen nämlich Erdbeeren Romanoff, was an den Coupe Romanoff erinnert. Hier nun eine kleine Haarspalterei bezüglich des Namen: Der Coupe Romanoff besteht aus Vanilleeis und frischen marinierten Erdbeeren. Was sind denn nun unsere Erdbeeren Romanoff? Erdbeeren mit frischen marinierten Erdbeeren? Erdbeerige Erdbeeren? Naja, auch wenn mich der Name unseres Desserts zum nachdenken anregt, schmecken die marinierten Erdbeeren, die mit Orangenrahm garniert werden, sehr gut. Auch wenn es für ein Dessert beinahe etwas zu einfach gestrickt ist, meiner Meinung nach, lässt sich nichts Negatives darüber sagen. 

245 to go. A.


Freitag, 2. Mai 2014

Tag 119 - Fischers Fritz

Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz…

Ja so essen wir halt den Fisch - wenn es sein muss!!!! Und er schmeckt ja dann auch gar nicht mal so schlecht, aber wirklich Lust darauf haben wir ja nie. Unsere Beziehung zu Fisch wird sich wohl auch nie ändern. Dass es nie den Fisch im Laden hat, denn wir bräuchten, macht es auch nicht gerade besser, wenn wir wieder einmal für Annemarie ein Fischgericht kochen sollten. Für uns ist Dorsch, Saibling, Rotzunge, Forelle etc. etc. einfach ein und dasselbe: es ist nicht Fleisch und auch kein Lachs (denn Lachs können wir unterscheiden: er ist lachsfarben -wie praktisch- und schmeckt meistens nicht so fischig und meerig wie alles andere). 
"Du stinkst nach Fisch" sagt der eine Pinguin zum anderen. 
"So riechen Pinguine eben." sagt der andere zum einen. 
Aber wir sind keine Pinguine, darum mögen wir auch nicht, wenn wir und unsere Wohnung von Kopf bis Fuss nach Fisch riechen. Wenn das Saiblingsfilet (es war natürlich kein Saiblingsfilet, sondern das Filet eines anderen, laut Metzger beinahe identischen, Fischs) mit Muskatbutter dann vor uns auf dem Teller liegt, zwar fischige Gerüche ausdampft, aber dann erstaunlicherweise doch noch ganz passabel schmeckt, loben wir unser Projekt, das doch ab und zu dafür sorgt, dass wir etwas essen, was wir ansonsten einfach aus kulinarischer Faulheit verschmähen würden. 
Ein Hoch auf Annemarie. Und für heute auch ein Hoch auf des Fischers Fritz. 

246 to go. A.