Sonntag, 18. Mai 2014

Tag 137 - Sonntags im Coop

Vielleicht könnt ihr euch noch daran erinnern, wie ich von Schweizer Höflichkeit und dem fast peinlich zurückhaltenden Anstehen im Coop an unserer Ecke erzählt habe. Nun - heute muss ich diese Aussage etwas revidieren. Sie gilt - aber nicht für den Sonntag. Normalerweise meiden wir Sonntags den Coop am Stadelhofen wie der Gehörnte das Weihwasser. Nur heute liess es sich für einmal nicht vermeiden, wir mussten einkaufen gehen (gestrige Faulheit rächte sich mit hämischem Lachen) und bekamen bestätigt, was wir sowieso schon wussten: 
An einem wunderschönen, sonnigen, freien Frühlingssonntag findet man in den Katakomben des Bahnhofs Stadelhofen nichts weniger als die Hölle auf Erden. Menschen, Menschen, überall Menschen. Verzweifelte Eltern schieben schreiende Kinder im Einkaufswagen vor sich her, ältere Leute versuchen, sich durch die Massen zu zwängen, ohne umgeworfen zu werden, in der Mitte des Ladens treffen sich die Schlangen der beiden Kassen (die sich an gegenüberliegenden Enden befinden) und niemand weiss so recht, wo er jetzt nun eigentlich anstehen soll. Irgendwann entscheidet man sich für 40 Quadratcentimeterchen und hofft, von niemanden "Entschuldigen-Sie-aber-ich-stehe-da-auch-an" angefahren zu werden. Teenager kommen vom See und decken sich mit einer neuen Ladung Energy-Drinks ein, eine alte Frau schimpft auf Französisch mit mir, und ein Alki, der sich nur mit neuem Bier ausrüsten will, versteht nicht, wo die Schlange beginnt und wird mehrmals mit herablassenden Blicken zurechtgewiesen.
Leid tun uns eigentlich nur die Angestellten. Die Kassierinnen tippen, als gäbe es kein Morgen und schaffen es so, dass sich die Schlange in aushaltbarem Tempo vorwärts bewegt und die restlichen Mitarbeiter schieben sich mit Waren durch die vollgestopften Gänge, um die leeren Regale wieder aufzufüllen. Das ist wahrscheinlich auch mit Sonntags-Zuschlag kaum auszuhalten.

 Nun, eigentlich wollte ich euch ja erzählen, was wir eingekauft haben.

Heute gab es Kalbsröllchen mit Salbei und einen Spargelsalat an Senfdressing. Für die Kalbsröllchen benötigt man Pinienkerne, die mit Philadelphia und Eigelb zu einer Füllung werden. Die Kalbsröllchen werden eingedreht und mit einem Salbeiblatt fixiert. Anschliessend werden sie angebraten und mit einer Salbei-Crème-Fraîche-Noilly-Prat-Sauce serviert. Für den Spargelsalat braucht man weisse und grüne Spargeln, Senf, etwas Bouillon, Sauerrahm und Öl. Mit diesen Zutaten zaubert man im Nu einen einfachen, aber sehr schmackhaften Salat.




Ich denke, ihr seht es schon: beide Gerichte haben hervorragend geschmeckt! Es kam noch dazu, dass wir sie (das erste Mal in diesem Jahr) auf unserem - heute mit frischen Kräutern geschmückten - Balkon geniessen durften, mit blauem Himmel, Blick auf den grünen Kirschbaum und Temperaturen, von denen wir die letzten Wochen nur geträumt hatten. Und während wir mit diesem wunderbaren Nachtessen unseren Tag ausklingen liessen wurde uns wieder einmal bewusst, dass man manchmal durch die Hölle gehen muss - um im Paradies zu landen.

228 to go. 
N. 

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