Es gibt Dinge, die sich nie ändern. Welten, die, egal wie weit man sich von ihnen entfernt, immer gleich vertraut bleiben. Orte, die einfach auf einen warten, einen mit Wärme empfangen, ruhig und sicher, als würde alles Geschehen rundherum etwas weniger wichtig werden.
Die gleichen Berge, das gleiche kleine Dorf, das niemand kennt, die gleiche Strasse, eine Sackgasse, auf der sich gerade darum so wunderbar spielen liess, das gleiche Haus, der gleiche Holztisch, zwei Stühle und eine Bank, die gleichen Menschen und die Gewissheit, dass man, unabhängig davon, wohin man geht, immer weiss, wo man herkommt.
Während meiner ganzen Kindheit war das gemeinsame Essen ein zentraler Punkt im Tagesablauf. Oft sassen wir, lange nachdem unsere Teller leer waren, immer noch um den runden Tisch in der Küche, diskutierten, lachten und erzählten von unseren Erlebnissen. So ist es heute noch. Die gemeinsamen Essen sind seltener, darum aber umso lebendiger, umso länger, umso reicher an Worten. Es kommt sogar vor, dass wir eine Reihenfolge abmachen müssen, in welcher jeder dann seine Geschichten erzählen darf. Oder dass unsere jüngste Schwester dazu angehalten wird, "endlich mal auf den Punkt zu kommen", weil weitere Erlebnisse darauf warten, berichtet zu werden.
Ein umso besseres Zeichen ist es also, wenn die ganze Gesellschaft schweigend am Tisch sitzt, dass Essen geniesst und alle Erzählungen auf später verschiebt. Das war heute der Fall. Für meine Familie haben wir "Schweinsbraten mit würziger Kruste" gekocht, ein Braten, der mit Kartoffeln, Frühlingszwiebeln und einer Mascarpone-Crème-Fraîche-Mischung während etwa 1,5 Stunden im Ofen gebraten wird. Wie gesagt: Die Stille sprach für sich: Fleisch, Sauce und Kartoffeln fanden grossen Anklang und bis auf den letzten Bissen wurde alles aufgegessen. Ein perfekter Hauptgang für ein gemütliches Miteinander.
Da auch ein Dessert natürlich nicht fehlen durfte, haben wir das Orangen-Tiramisù von übermorgen vorgezogen. Mich konnten die feuchten Biskuits und die nur leicht nach Orange duftende Crème überzeugen, verschiedene Einwände gab es bezüglich Menge der Biskuits, Menge der Crème, Intensität des Orangengeschmacks und Süsse des Tiramisù. Eine Diskussion von vielen, an diesem, kulinarisch doch sehr gelungenen Abend. Der einzige, der an unserem Dessert gar nichts auszusetzen hatte, war mein Vater. Er durfte deshalb dann auch die Schüssel mit dem Löffel ausputzen.
321 to go.
N.
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